Carl von Etzel

* 06.01.1812 in Stuttgart – † 02.05.1865 in Kemmelbach (A)
Beruf: Eisenbahningenieur
Konfession: reformiert


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Carl (auch Karl) Etzel (von)


Sohn des Christian Eberhard von Etzel (königlich-württembergischer Oberbaurat) und der Beate, geborene Kempf. Heirat 1847 mit Marie von Gärttner. Zwei Kinder, eine Tochter, ein Sohn.

Carl von Etzel wurde 1812 in Stuttgart geboren und gehörte zu einer Familie, die seit Generationen Architekten hervorbrachte. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Stuttgart und des Seminars in Blaubeuren entschloss er sich für eine Laufbahn als Architekt, entgegen den Plänen seines Vaters, der eine theologische Laufbahn für ihn vorgesehen hatte. Er besuchte die Gewerbeschule und begann eine Ausbildung zum Zimmermann. Zugleich absolvierte er von 1830 bis 1835 ein Studium am Polytechnikum in Stuttgart. 1835 setzte Etzel seine Ausbildung in Paris fort. Er arbeitete dort beim Kölner Architekten Franz Christian Gau als technischer Zeichner. Zur selben Zeit begann seine Korrespondenz mit dem österreichischen Architekten Ludwig Förster, für dessen Architekturzeitschrift «Allgemeine Bauzeitung» Etzel einige Beiträge verfasste. 1836 war er für das Architekturbüro der Pariser Bauleitung tätig und war in den Bau der Bahnlinie zwischen Paris und St. Germain involviert. Die Arbeit verschaffte ihm die notwendige Reputation als Architekt, um den Auftrag für die Bauplanung einer Brücke bei Asnières zu erhalten. Im Winter von 1836 auf 1837 unternahm Etzel Studienreisen nach England. Zurück in Paris wurde er als «Ingenieur erster Classe» für den Bau der Bahnlinie zwischen Paris und Versailles angestellt. 1838 kehrte Etzel für kurze Zeit nach Württemberg zurück und arbeitete dort im Staatsdienst. Schon 1839 aber ging er nach Wien, um gemeinsam mit Ludwig Förster an zahlreichen Bauprojekten zu arbeiten, darunter etwa das erste Dianabad, zudem wurde er als Gutachter für die Stadtplanung herangezogen. 1843 trat er erneut in den württembergischen Staatsdienst. Als Oberbaurat der Eisenbahnkommission betreute er den Ausbau der württembergischen Bahnlinien. Zu diesem Projekt gehörte die Teilstrecke zwischen Stuttgart und Ulm, die mit der Schwäbischen Alb einige topografische Schwierigkeiten mit sich brachte. Etzel entwickelte die «Geislinger Steige», eine bautechnische Möglichkeit, mit der es gelang, das schwierige Gelände zu überwinden. Im Juni 1850 wurde die Strecke fertiggestellt. Zu anderen Projekten Etzels aus dieser Zeit gehörten der Stuttgarter Hauptbahnhof und der Bahnhof Heilbronn. In den Folgejahren betreute er für die Westbahn die Strecke zwischen Bietigheim und Bruchsal und plante dafür etwa den Bau des Bietigheimer Enztal-Viadukts. Als die Westbahn 1853 vollendet wurde, erhielt Etzel als Auszeichnung für seine Leistungen den persönlichen Adel. Im September 1852 begann seine Tätigkeit in der Schweiz. Die neugegründete Schweizer Centralbahn berief Etzel nach Basel und engagierte ihn als Gutachter und Oberingenieur für die Planung und den Bau der Centralbahnlinien. Aufgrund seiner Erfahrung mit topografisch problematischen Bedingungen beauftragte man Etzel mit der Planung der Hauensteinlinie, für die ein grosser Höhenunterschied überwunden werden musste. Für dieses Projekt koordinierte er den Bau des Hauensteintunnels. Daneben plante er die Aarebrücken in Olten und Bern und verschiedene Viadukte, etwa in Rümlingen und bei Schwarzenbach. Als Berater betätigte er sich ausserdem für verschiedene Projekte in Freiburg und Genf. 1857 folgte Etzel dem Ruf zurück nach Wien, den er einem Ruf nach Russland vorzog. Die Kaiser-Franz-Joseph-Orientbahngesellschaft (später Österreichische Südbahngesellschaft) berief ihn als Baubaudirektor, 1859 beförderte sie ihn zum Generalbaudirektor. Ausschlaggebend waren wiederum seine Erfahrungen mit Höhendifferenzen, die er bei seinen Projekten in der Schwäbischen Alb und in der Schweiz sammeln konnte. Etzels grösster Auftrag war, neben anderen Projekten im heutigen Ungarn und Kroatien, der Bau einer Verbindungsstrecke zwischen Österreich und Italien, die über die Alpen führen sollte. Zu den besonderen Merkmalen dieser Strecke gehört etwa der Kehrtunnel im Schmirntal. 1867 wurde das Projekt, die Brennerbahn, erfolgreich beendet. Etzel erlebte die Fertigstellung dieses Grossprojekts allerdings nicht mehr selbst. Im November 1864 erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Am 29. April wurde seine Verfassung von Ärzten als ausreichend stabil eingeschätzt, um die Bahnfahrt nach Stuttgart anzutreten, wo er sich zur Ruhe setzen und Erholung suchen wollte. Noch auf der Fahrt verschlimmerte sich sein Zustand aber drastisch. Der Zug musste in Kemmelbach in der Nähe von Linz anhalten. Da sein Zustand zu kritisch war, konnte er den Waggon nicht mehr verlassen. Nach mehreren Tagen starb Etzel am 02.05.1865, sein Leichnam wurde nach Stuttgart übersetzt. Neben seiner vielfältigen Arbeit als Architekt und Ingenieur war Etzel auch publizistisch tätig und veröffentlichte Beiträge in verschiedenen Eisenbahn- und Architekturzeitschriften.

Autor: Roman Seifert

Werke (Auswahl)

Bericht des Herrn Ingenieur Etzel über eine Eisenbahnlinie durch den Kanton Freiburg. Freiburg 1854.

Brücken und Thalübergänge schweizerischer Eisenbahnen. Basel 1856. URL: www.e-helvetica.nb.admin.ch/directAccess?callnumber=nbdig-16523, Zugriff: 03.04.2014.

Oesterreichische Eisenbahnen, entworfen und ausgeführt in den Jahren 1857 bis 1867 unter der Leitung des Carl von Etzel.

Organisation des Baudienstes bei der Schweizerischen Centralbahn. Basel 1854.

Ueber den Charakter ländlicher Gebäude. In: Allgemeine Bauzeitung, Wien 1842. URL: anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?apm=0&aid=abz&datum=18420003&seite=00000015, Zugriff: 03.04.2014.

Zur Frage des definitiven Bahnhofes der schweizerischen Centralbahn und ihres Anschlusses an die französische Ostbahn in Basel. Basel 1856.


Literatur

Die obere Hauensteinlinie: Bahnbauten seit 1853. Zürich 2009.

Karl von Etzel und seine Bauten. In: Website Kulturfinder, 12.01.2012. URL: www.kulturfinder-bw.de/index.php?id=karl-von-etzel, Zugriff: 03.04.2014.

Mathys, Ernst: Männer der Schiene. Kurzbiographien bedeutender Eisenbahnpioniere. Bern 1947.

Scheidl, Inge: Karl Etzel. In: Architektenlexikon Wien 1770-1945. URL: www.architektenlexikon.at/de/1047.htm, Zugriff: 03.04.2014.

Stalder, Hansjörg: Das Homburgertal: Die Eisenbahn prägt eine Landschaft. Spazierbegleiter Kulturlandschaft. Liestal 2012.

Steiner, Fritz: Etzel, Carl von (württembergischer Personaladel 1853). In: Neue Deutsche Biographie. URL: www.deutsche-biographie.de/sfz19590.html, Zugriff: 03.04.2014.

Weber, Alfred: Carl von Etzel, ein württembergischer Pionier des Eisenbahnbaus. Stuttgart 1968.

Archive

Schweizerisches Wirtschaftsarchiv (SWA), Biogr. Etzel, Karl von, Dokumentensammlung.

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