Gottlieb Bischoff

* 14.06.1820 in Muttenz – † 15.03.1885 in Basel
Beruf: Jurist
Amt: Polizeidirektor, Staatsschreiber, Regierungsrat im Kanton Basel-Stadt (konservative Partei)
Heimatort: Muttenz
Konfession: reformiert


Sohn des Johann Jacob Bischoff (Pfarrer) und der Maria Magdalena, geborene Bähler.

Seine Kindheit verbrachte Gottlieb Bischoff in Muttenz. Die Familie zog später nach Basel, wo Bischoff Rechtswissenschaften studierte und sich dem Zofingerverein anschloss. Nach seiner Promotion 1842 an der Universität Basel arbeitete er sechs Jahre lang auf dem Verhöramt und lernte bei Rudolf Burckhardt. Von 1848 bis 1852 war er Chef des Landjägercorps Basel-Stadt und danach städtischer Polizeidirektor. Von 1860 bis 1875 war er Staatsschreiber. In dieser Position setze er sich unter anderem für die Universität Basel ein, die Mitte des 19. Jahrhunderts in Existenznot geriet. Eine Eidgenössische Hochschule wurde erwogen, wofür Bischoff 1863 einen Ratschlag zuhanden der Basler Regierung verfasste. Zudem schrieb er einen Entwurf für ein Universitätsgesetz. Seit 1855 war er Mitglied des Cholera-Ausschusses der die Überprüfung der sanitarischen Umstände der Stadt leitete. Die Cholera betraf Bischoff auch persönlich: Sein Schwager, Rektor Abraham Heusler, starb an ihr und Bischoff nahm seine Kinder bei sich auf. Während der Typhusepidemie von 1864 bis 1866 richtete Bischoff ein Hilfsspital im Kleinen Klingental ein. Im Auftrag der Behörden leitete er die Abgabe gesunder Nahrung an Bedürftige, um die Ausbreitung der Krankheiten zu vermeiden. Bischoff beschäftigte sich zudem als einer der ersten mit der ‹Sozialen Frage›, indem er 1868 eine Motion im Grossen Rat stellte, eine obligatorische Krankenversicherung einzurichten und gesetzlich zu verankern. Zusammen mit Ratsherr Adolf Christ bearbeitete Bischoff dieses Projekt, es kam jedoch nie zur Umsetzung. Als 1870 im Deutsch-Französischen Krieg Strassburg belagert wurde, setzte sich Bischoff für die Befreiung der Zivilbevölkerung ein und gründete mit Gleichgesinnten ein Komitee. Der Bundesrat stimmte dem Vorhaben am 7. September 1870 zu. Zusammen mit dem Berner Gemeindepräsidenten Otto von Büren und dem Zürcher Stadtpräsidenten Melchior Römer war Bischoff als Mitglied der Schweizer Delegation wesentlich für die Entlassung von Alten, Frauen und Kindern aus Strassburg verantwortlich. Er überwachte die Internierung der über 1800 Flüchtlinge, verhandelte mit den deutschen Behörden und entschied in einzelnen Fällen über Aufenthaltsbewilligungen. Das Strassburger Denkmal in der Elisabethenanlage in Basel erinnert an diese Befreiung. Der Bildhauer Auguste-Fréderic Bartholdi schuf es im Auftrag von Baron Gilbert Hervé-Gruyer. Es wurde am 20. Oktober 1895 eingeweiht. In den Jahren 1875 bis 1881 übernahm Bischoff das Departement des Inneren als Regierungsrat von Basel-Stadt. Ab 1880 gehörte er dem Verwaltungsrat der Schweizerischen Centralbahn an. In seiner Freizeit war er im Gesangs- und Kunstverein aktiv. Daneben war er Korrespondent für verschiedene Zeitungen. In seiner militärischen Laufbahn erreichte er 1881 den Titel des Oberstleutnants in der Militärjustiz.

Autorin: Manuela Nipp

Werke

Peter Vischer, 1779–1851. Nebst drei artistischen Beilagen. Basel 1864.

Gutachten betreffend obligatorische Krankenversicherung. Im Auftrag des Staatscollegiums erstattet von Adolf Christ und Gottlieb Bischoff Ende 1873. Basel 1874.

Bericht betreffend Feuerschützen-Gesellschaft und Schützenhaus, erstattet vom Departement des Inneren an den Regierungsrath, D. D. 20. Nov. 1877. Basel 1878.

Literatur

Huber, Katharina: Bischoff, Gottlieb. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D5945.php, Zugriff: 14.02.2014.

Teichmann, Albert: Die Universität Basel in den fünfzig Jahren seit ihrer Reorganisation im Jahre 1835. Basel 1885.

Wieland, Karl: Erinnerungen an Carl Felix Burckhardt und Gottlieb Bischoff, Bürgermeister und Staatsschreiber zu Basel. In: Basler Jahrbuch 1888, S. 1-38.

Archive

Bundesarchiv, Bern: Aus den Verhandlungen des Schweizerischen Bundesrats, 07.01.1881. URL: www.amtsdruckschriften.bar.admin.ch/viewOrigDoc.do?id=10010961, Zugriff: 25.02.2014.

Staatsarchiv Basel-Stadt.

Universitätsbibliothek Basel, Nachlass Gottlieb Bischoff: Handschriften NL 141

Universitätsbibliothek Basel, Kartensammlung, Porträts Gottlieb Bischoff: Portr BS Bischoff G 1820, 1–3.

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