Siegfried Stehlin

* 14.05.1899 in Therwil – † 25.09.1984 in Schaffhausen
Spitznamen: Sigi
Beruf: Turnlehrer, Schulbuchautor
Heimatort: Benken (Biel-Benken)
Konfession: reformiert


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Siegfried Stehlin


Sohn des Adolf Stehlin (Lehrer) und der Elise, geborene Heyer. Heirat mit Johanna Lucia Erzer.

Siegfried Stehlin wuchs zusammen mit sechs Geschwistern in Therwil auf. Dort besuchte er die Primar- und die Bezirksschule. Schon als Jugendlicher hegte er den Wunsch, Sportlehrer zu werden. Da es zu dieser Zeit noch keine Sportlehrerausbildung gab, absolvierte Stehlin zunächst in Schiers das Lehrerseminar und arbeitete danach acht Jahre als Lehrer in Binningen. Stehlin litt an einer Spondylitis, einer chronischen Entzündung der Rückenwirbel. Um sich und anderen Menschen mit ähnlichen Rückenbeschwerden zu helfen, besuchte er neben seiner Erwerbsarbeit an der Universität Basel Vorlesungen über Anatomie, Psychologie und Hygiene. Sein Wunsch war, sich zum orthopädischen Turnlehrer ausbilden zu lassen. Er studierte während zwei Semestern an der Hochschule für Leibesübungen in Berlin und an den damals existierenden Zentralinstituten für Turnlehrer in Kopenhagen und Stockholm weiter. In Berlin lernte er bei Professor Dr. Klapp, einem damals weltbekannten orthopädischen Chirurgen, das Klapp’sche Kriechverfahren kennen, eine Gymnastik zur Stärkung des Rumpfs, um Verkrümmungen des Rückgrats vorzubeugen beziehungsweise ihnen abzuhelfen. Als 1924 zum ersten Mal ein zweisemestriger Turnlehrer-Kurs an der Universität Basel angeboten wurde, belegte Stehlin diesen und erhielt 1925 das eidgenössische Diplom. Zwei Jahre später, 1927, kam er als erster vollamtlicher Turnlehrer an die Kantonsschule Schaffhausen und war dort bis 1964 tätig. Stehlin erneuerte den Turnunterricht, indem er eine Pädagogik weg von einem drillähnlichen Unterricht hin zu einem körperbewussten, gesundheitsfördernden Turnen verfolgte. Der Turnunterricht sollte einen Ausgleich zur geistigen Tätigkeit bieten. Neben seiner Arbeit als Lehrer amtete Stehlin von 1929 bis 1966 als kantonaler Turninspektor. In dieser Position konnte er seine Methodik auch im kantonalen und eidgenössischen Turnwesen verbreiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er für ein Jahr interimistischer Leiter der Eidgenössischen Turn- und Sportschule in Magglingen. Zudem war er von 1941 bis 1951 Mitglied des Zentralkomitees des Eidgenössischen Turnvereins und von 1945 bis 1959 Präsident der Eidgenössischen Turn- und Sportkommission. Während acht Jahren war er Leiter der Prüfungskommission der Eidgenössischen Turn- und Sportlehrerprüfung. Er leitete fast dreissig Jahre lang den kantonalen Lehrerturnverein und war Mitbegründer des Kantonsschulvereins. Für die Publikation «Lehrbuch für das schweizerische Schulturnen» war er in den 1950er-Jahren als Leiter der Redaktionskommission zuständig.

Autorin: Manuela Nipp

Werke

Lehrbuch für das schweizerische Schulturnen. 4 Bde. Bern 1957–1961.

Literatur

Bussard, Jean Claude: Stehlin, Siegfried. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D49182.php, Zugriff: 06.10.2014.

Rücktritt als Turnlehrer der Kantonsschule Schaffhausen. Jahresbericht der Kantonsschule Schaffhausen 1963/64, Schaffhausen 1964, S. 18f.

Kasper, Urs: Altturnlehrer Siegfried Stehlin zum Gedächtnis. In: Schaffhauser Nachrichten, 02.10.1984.

Wanner, H.: Rücktritt des Schaffhauser Turninspektors Prof. Siegfried Stehlin. In: Schaffhauser Nachrichten, 11.08.1966.

Archive

Stadtarchiv Schaffhausen, D IV.00 Personalia alphabetisch, Stehlin Siegfried (1899–1984).

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