Celestino Piatti

* 05.01.1922 in Wangen-Brüttisellen (ZH) – † 17.12.2007 in Binningen
Beruf: Grafiker, Maler und Illustrator
Heimatort: Capolago und Riehen
Konfession: reformiert


Sohn des Celestino Piatti (Maurer) und der Anna, geborene Keller. Erste Heirat 1946 mit Marianne Stricker. Zweite Heirat 1969 mit Ursula Huber. Zwei Söhne, eine Tochter aus erster Ehe, zwei Töchter aus zweiter Ehe.

Celestino Piatti wuchs in Dietlikon (ZH) auf. 1937 begann er Abendkurse an der Kunstgewerbeschule in Zürich zu besuchen, da er sich den Besuch einer Fachklasse finanziell nicht leisten konnte. 1938 trat er als Lehrling in die Graphischen Werkstätten der Gebrüder Fretz in Zürich ein. Nach seinem Abschluss als Grafiker 1942 und seiner Zeit im Aktivdienst während des Zweiten Weltkriegs ging er für zwei Jahre nach Paris. 1945 kehrte er in die Schweiz zurück und arbeitete beim Grafiker Fritz Bühler in Basel.

1948 gründete Piatti sein eigenes Atelier für Gebrauchsgrafik in Riehen, ab 1966 in Basel. Bereits sein erstes Plakat für die Basler Rabattmarke BKG Liga wurde prämiert. Er entwarf in den folgenden Jahren über fünfhundert weitere Plakate, von denen viele mit Preisen ausgezeichnet wurden. Ab 1959 gestaltete er im Auftrag der Schweizerischen Post-, Telefon- und Telegrafenbetriebe (PTT) über dreissig Briefmarken. 1961 wurde Piatti mit der künstlerischen und typografischen Gestaltung der Bücher des neu gegründeten Deutschen Taschenbuch Verlags (dtv) beauftragt. Dies verschaffte ihm besonders grosse Bekanntheit. Bis 1991 entwarf er über sechstausend Buchumschläge: Die schlichten, weissen Taschenbücher sind alle mit einem charakteristischen farbigen Bild von Piatti versehen. Diese bezogen sich auf den Buchinhalt, da Piatti die meisten Bücher vorgängig gelesen hatte – bemerkenswert bei dieser Menge. Auch für die Gestaltung der dtv-Bücher erhielt er zahlreiche Auszeichnungen in der Schweiz und im Ausland.

Zu Piattis künstlerischem Werk gehören auch Buchillustrationen und Bilderbücher. Während vieler Jahre war er für den «Nebelspalter» als Karikaturist tätig. Piatti schuf auch viele freie Arbeiten, von grossen Ölgemälden, Collagen bis zu kleinformatigen Reiseskizzen. Er gestaltete auch Wand- und Glasbilder, Monumentalplastiken, Keramiken und Uhren. In seinem Werk gibt es keine scharfe Grenze zwischen Gebrauchsgrafik und freier Kunst. Charakteristisch für Piattis Arbeiten in den 1950ern und 1960ern Jahren sind die strenge Monumentalität, die Reduktion der Form und die Verknappung auf eine einfache und griffige Formel. Vor allem sein grafisches Werk scheint sich an der Glasmalerei zu orientieren, umfassen die schwarzen, klaren Konturen doch leuchtend-farbige Flächen. Sein späteres Werk umfasste auch sehr filigrane Federzeichnungen und feine, detailreiche Aquarelle. Tiere sind wichtig in Piattis Werk. Ein Motiv, das immer wieder auftaucht, ist die Eule als Trägerin menschlicher Eigenschaften.

Ab 1968 wandte sich Piatti verstärkt sozialen und humanitären Themen zu: Er setzte sich für den Umwelt- und Naturschutz ein und begann mit dem deutschen Caritasverband zusammenzuarbeiten. Piatti lebte mit seiner Familie seit 1974 in Duggingen.

Autorin: Isabel Koellreuter

Werk (Auswahl)

Typografische und künstlerische Gestaltung von über sechstausend dtv-Taschenbuch-Umschlägen, München, 1961–1991.

Eulenglück. Bilderbuch, Zürich 1963.

Wandbild, Schweizer Pavillon an der Weltausstellung in Montreal, 1967.

Engel in Kreuzform. Beton-Glasbild, Decke der Eingangshalle des Friedhofs Neuwies, Volketswil, 1970.

Barbara und der Siebenschläfer. Bilderbuch, Zürich 1976.

Lebensbaum. Eisenplastik, Fadacher-Schulanlage Dietlikon, 1991.

Auszeichnungen (Auswahl) 1967 Der goldene Pinsel für dtv. 1985 Preis des Schweizer Buchhandels. 1992 Caritas-Medaille. 1992 Europarat-Medaille.

Literatur (Auswahl)

Gasser, Manuel: Celestino Piatti. Das gebrauchsgraphische, zeichnerische und malerische Werk. Zürich 1979.

Huber, Ursula: Celestino Piatti, ein weltbekannter Riehener Künstler. In: Z’Rieche. Riehener Jahrbuch 1965.

Müller, Jens: A5/03: Celestino Piatti + dtv. Die Einheit des Programms / The Unity of the Program. Baden 2009.

Piatti, Celestino: Plakate. Posters. Mit einer Einführung von Annemarie Monteil. München 1992.

Rotzler, Willy: Der Mann mit der Eule. Celestino Piatti und die Verwandlung der Welt in Bilder. In: Basler Magazin, 04.01.1997.

Schweizer Grafiker Celestino Piatti gestorben. In: Neue Zürcher Zeitung, 20.12.2007. URL: www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/uebersicht/schweizer-grafiker-celestino-piatti-gestorben--1.601706, Zugriff: 23.10.2014.

Thalmann, Simone: Piatti, Celestino. In: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz. URL: www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4000334, Zugriff: 01.12.2014.

Wanner, René: Piatti, Celestino. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D27871.php, Zugriff: 23.10.2014.

Weber, Bruno: Celestino Piatti. Meister des graphischen Sinnbilds. München 1987.

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