Paul Sacher

* 28.04.1906 in Basel – † 26.05.1999 in Basel
Beruf: Musikwissenschaftler, Dirigent, Mäzen
Heimatort: Basel und Frenkendorf


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Paul Sacher


Sohn des August Sacher (Speditionsangestellter) und der Anna, geborene Dürr. Heirat 1934 mit Maja Hoffmann-Stehlin.

Paul Sacher studierte Musikwissenschaften an der Universität Basel sowie Musiktheorie und Dirigieren an der Musikakademie Basel. Bereits 1922 gründete er ein Orchester junger Musiker, aus dem sich 1926 das Basler Kammerorchester (BKO) entwickelte, das bis 1987 bestand. Das BKO wurde 1928 durch den Basler Kammerchor ergänzt: Mit dem BKO widmete sich Sacher vor allem der Interpretation der damals weitgehend unbekannten Alten Musik und stellte diese der klassischen Moderne gegenüber. 1927 gehörte Sacher zu den Initianten der Ortsgruppe Basel der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM). 1931 wurde er Vorstandsmitglied des Schweizerischen Tonkünstlervereins, den er von 1946 bis 1955 präsidierte. 1933 gründete Sacher zusammen mit Gustav Wenzinger und Ina Lohr die Schola Cantorum Basiliensis, eine Ausbildungsstätte, in deren Zentrum die Auseinandersetzung mit Alter Musik stand. Sie wurde 1957 mit dem Konservatorium und der Musikschule zur Musik-Akademie der Stadt Basel vereint. Als Ergänzung zum BKO formierte er 1941 das Collegium Musicum in Zürich. Von 1935 bis 1946 war Sacher Leiter der Schweizer Sektion der International Society for Contemporary Music und von 1944 bis 1959 war er Stiftungsrat der Kulturstiftung Pro Helvetia.

Durch seine Heirat mit Maja Hoffmann-Stehlin, der Witwe des Mehrheitsaktionärs des Basler Pharmakonzerns Hoffmann-La Roche, wurde Sacher sehr vermögend und erhielt einen Sitz im Verwaltungsrat des Konzerns. Dies ermöglichte ihm ein umfangreiches Musikmäzenatentum: Sacher erteilte über zweihundert Kompositionsaufträge an mehr als sechzig Komponisten, darunter Béla Bartók, Arthur Honegger, Paul Hindemith, Igor Stravinsky, Hans Werner Henze, Luciano Berio und Bohuslav Martinů. Die Werke führte er mit seinen Orchestern auf. Vielen Künstlern gewährte das Ehepaar Sacher in schwierigen Zeiten auch Zuflucht in ihrem Heim auf dem Schönenberg bei Pratteln. Das Ehepaar erhielt gelegentlich Manuskriptgeschenke, die das Fundament zur 1973 gegründeten Paul Sacher-Stiftung in Basel legten. Sein musikalischer Nachlass bildete die Basis des heutigen Forschungsarchivs. Die umfangreichen Musikbestände, die aus Autografen, Nachlässen und Bibliotheken bestehen, sind im Haus ‹Auf Burg› auf dem Münsterplatz in Basel untergebracht.

Autorin: Isabel Koellreuter

Literatur

Bigler-Marschall, Ingrid: Sacher, Paul. In: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz. Bd. 3, S. 1549f. URL: www.tls.theaterwissenschaft.ch/wiki/Paul_Sacher, Zugriff: 01.12.2014.

Erni, Jürg: Paul Sacher. Musiker und Mäzen. Basel 1999.

Keller, Christoph: Die verhinderte Festschrift: Paul Sacher zum 80. Geburtstag. In: Magma, Nr. 7/8 (1986). URL: christoph-keller.ch/de/sacher.php, Zugriff: 01.12.2014.

Paul Sacher (Biografie). In: Paul Sacher-Stiftung. URL: www.paul-sacher-stiftung.ch/de/ueber_die_stiftung/paul_sacher.html, Zugriff: 01.12.2014.

Puskás, Regula: Sacher, Paul. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss-ch/textes/d/D20736.php, Zugriff: 01.12.2014.

Stephenson, Lesley: Symphonie der Träume. Das Leben von Paul Sacher. Zürich 2001.

Zimmermann, Heidy: Sacher, Paul Oswald. In: Neue Deutsche Biographie, Bd. 22, Berlin 2005, S. 324f.

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