* 18.06.1920 in Binningen
– † 01.02.1990 in Basel
Beruf: Journalist, Medienschaffender, Filmschaffender
Konfession: römisch-katholisch
Sohn des Gustav Brodmann (Prokurist) und der Martha, geborene Pümpin. Eine Tochter
Roman Brodmann wuchs in einer konservativen Familie auf und besuchte in Basel das Humanistische Gymnasium und das Realgymnasium. In seiner Jugend nahm er Klavierunterricht und spielte Klarinette in der Arlesheimer Blaskapelle. 1937 begann er ein Volontariat beim «Basler Volksblatt». Zur selben Zeit absolvierte er seinen dreijährigen Militärdienst, den er als Füsilier an der deutschen Grenze verbrachte. 1943 folgte eine Anstellung als Lokalredakteur und Filmkritiker bei der Zürcher Zeitung «Die Tat». Ab 1949 arbeitete Brodmann als freier Journalist für verschiedene Zeitungen wie die «Zürcher Woche» und die «Schweizer Wochenzeitung», ausserdem für Hörfunkredaktionen und ab 1950 auch als Filmkritiker für das Fernsehen. Daneben betätigte er sich auch als Kabarettautor, unter anderem für Voli Geiler und Walter Morath. 1958 wurde er Chefredaktor der Schweizer «Elle», von 1961 bis 1963 auch der «Zürcher Woche», die unter seiner Leitung ihren bislang rechtskonservativen Kurs nach links ausrichtete. In den 1960er-Jahren begann Brodmann vermehrt für das Fernsehen zu arbeiten. Unter anderem war er als Redaktor und Moderator zuständig für die Sendung «Freitagsmagazin», für die er 1961 den Prix Italia erhielt. Nach einem kritischen Artikel Brodmanns über das Schweizer Fernsehen, mit dem er die Sendeleitung gegen sich aufbrachte, wurde das «Freitagsmagazin» 1963 abgesetzt. Wegen kontroverser sozialkritischer Inhalte, darunter etwa die Forderung, das Schweizer Militär abzuschaffen, kam es ausserdem zu Anfeindungen als Nestbeschmutzer und Landesverräter. Diese Spannungen veranlassten Brodmann 1963, als Chefredaktor der «Zürcher Woche» abzutreten und sich in Deutschland zu engagieren. Er arbeitete er von 1962 bis 1965 für das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) bei der Sendung «In diesen Tagen – Zeitgeschehen nah gesehen» als Redaktor mit. 1965 warb ihn der Süddeutsche Rundfunk (SDR) ab, für den er bis 1973 als Autor an der Dokumentarsendung «Zeichen der Zeit» mitwirkte. Diese Reihe prägte die Stuttgarter Schule des Dokumentarfilms. Zu deren bedeutsamsten Beispielen gehört Brodmanns Film «Der Polizeistaatsbesuch – Beobachtungen unter deutschen Gastgebern» über den Schah-Besuch und die Studentenproteste in Berlin 1967, bei denen es zu den Polizeiausschreitungen kam, in deren Folge Benno Ohnesorg erschossen wurde. 1968 erhielt Brodmann dafür den Adolf-Grimme-Preis. Von 1977 bis 1981 produzierte er die Reihe «Magische Namen» über bedeutsame historische Persönlichkeiten und von 1979 bis 1980 «Laterna Teutonica», eine Doku-Reihe über die deutsche Filmgeschichte. 1982 realisierte er mehrere Beiträge für die Reihe «Europa unterm Hakenkreuz». Insgesamt produzierte Brodmann in Stuttgart über 120 Dokumentarfilme. Neben seiner Tätigkeit für den SDR war Brodmann weiterhin als freier Journalist und Dokumentarfilmer tätig. Ausserdem dozierte er an der Film- und Fernsehschule in München. Trotz seines Bruchs mit den Schweizer Medien blieb die Schweiz auch weiterhin ein streitbares Thema seiner Arbeit. So engagierte er sich etwa mit dem Buch «Schweiz ohne Waffen» (1973) und später dem kontroversen Film «Das Schlachten der heiligsten Kuh» (1987) – wiederum mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet – für eine Entmilitarisierung der Schweiz. 1983 verlieh man ihm für sein Filmschaffen den Basler Kulturpreis. Abseits der journalistischen Arbeit dozierte er an der Film- und Fernsehschule in München. Roman Brodmann lebte zuletzt in Basel und schrieb Beiträge unter anderem für «Die Weltwoche» und für «Biel Bienne». Er starb 1990 in Basel.
Autor: Roman Seifert
Moskau einfach. 1968–1984 mitgeschrieben. Gümligen 1984.
Schweiz ohne Waffen. 24 Stunden im Jahre X. Bern 1989.
Böhm, Frauke: Zeitkritischer Dokumentarfilm im Spannungsfeld zwischen Fernsehjournalismus und Autorenfilm: Roman Brodmann. Dissertation Universität Marburg, o. O. 2010 [2000]. [Mit ausführlicher Filmografie und Bibliografie]. URL: archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2001/0064/pdf/dfb.pdf, Zugriff: 20.02.2014.
19. Juni 1983. In: Website der Basler Chronik. URL: www.baslerchronik.ch/#1983-6-19/cT06qt, Zugriff: 30.07.2014.
01. Februar 1990. In: Website der Basler Chronik. URL: www.baslerchronik.ch/#1990-2-1/uBt8rY, Zugriff: 30.07.2014.
Brodmann, Roman. In: Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv. URL: www.munzinger.de/document/00000012874, Zugriff: 13.06.2014.
Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel, Dokumentensammlung 1971–1990.