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− | + | Sohn des Karl Thieme (Dogmatikprofessor) und der Jenny, geborene Respinger. Heirat 1931 mit Susanne Anna Frieda Paetow. Zwei Töchter. | |
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+ | Karl Thieme besuchte das Humanistische Gymnasium in Basel. Ab 1921 studierte er Philosophie, Geschichte, Germanistik und Theologie in Basel, Berlin und Leipzig. Er promovierte in Leipzig über Schopenhauers Metaphysik. Danach war er bis 1926 in Leipzig als Studienreferendar für evangelische Theologie angestellt. Während dieser Zeit setzte sich Thieme mit der Sozialdemokratie, insbesondere der Arbeiterbildung auseinander. Er engagierte sich ab 1924 in der Erwachsenenbildung an der Volkshochschule in Leipzig. Im Dezember 1924 trat er zudem dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold (einer von Republikanern gegründete, überparteiliche Schutzorganisation) sowie der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands bei. Ab 1926 war er Mitglied des Bundes der religiösen Sozialisten und ab 1930 Geschäftsführer des preussischen Landesverbands. | ||
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+ | Seit 1927 arbeitete Thieme in der Verwaltung und als Dozent an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin. Von 1931 bis 1933 war er Professor für Geschichte und Staatsbürgerkunde an der Pädagogischen Akademie Elbing (heute Elblang, Polen). Während dieser Zeit setzte er sich in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift «Religiöse Besinnung» intensiv mit der Frage einer christlichen Wiedervereinigung im Glauben (Ökumene) auseinander. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er 1933 aufgrund des Berufsbeamtengesetzes entlassen. 1934 konvertierte er zum Katholizismus. Er ging nach Düsseldorf und wurde Redaktionsmitglied der Zeitschrift «Junge Front», einem Organ des Widerstands der christlichen Jugend gegen die Gleichschaltungspolitik der Nationalsozialisten. | ||
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+ | 1935 floh Thieme vor einer drohenden Verhaftung durch die Nationalsozialisten in die Schweiz nach Läufelfingen, in die Heimat seiner Mutter. Von da aus unterstützte er weiterhin den Widerstand gegen den Nationalsozialismus und war als freier Publizist tätig. So gab er 1938 «Herders Laien-Bibel» mit Kommentar heraus. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Nationalsozialismus setzte er sich mit der Frage der Umerziehung der Deutschen sowie der Umstrukturierung der Erwachsenenbildung auseinander. 1945 war er bei der französischen Besatzungsmacht in Baden mit der Neuordnung des deutschen Erziehungswesens beschäftigt. | ||
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+ | 1947 nahm Thieme seine Lehrtätigkeit wieder auf und hielt Vorlesungen zur Geschichte des Mittelalters an der Universität Mainz. Ab 1948 war er Mitherausgeber des «Freiburger Rundbriefs» und beschäftigte sich mit dem Antisemitismus und der Verständigung zwischen Christen und Juden. Er pflegte internationale Kontakte zu jüdischen Persönlichkeiten und christlich-jüdischen Gesellschaften und war Berater für religiöse Angelegenheiten beim Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit. In Mainz war Thieme ab 1953 als ordentlicher Professor tätig. Von 1954 bis 1963 war er Direktor des Auslands- und Dolmetscherinstituts, anschliessend war er stellvertretender Direktor. | ||
+ | Seit 1980 besteht in der jüdischen Nationalbibliothek in Jerusalem ein Karl-Thieme-Archiv. | ||
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+ | Autorin: Manuela Nipp | ||
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+ | ==Werke== | ||
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+ | Schopenhauers Metaphysik in ihrem Verhältnis zur Kantischen Transscendentalphilosophie. Dissertation Universität Basel, Leipzig 1924. | ||
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+ | Das alte Wahre. Eine Bildungsgeschichte des Abendlandes. Leipzig 1934. | ||
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+ | Christliche Bildung in dieser Zeit. Einsiedeln 1935. | ||
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+ | Herders Laien-Bibel. Freiburg im Breisgau 1938. | ||
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+ | Am Ziel der Zeiten. Salzburg/Leipzig 1939. | ||
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+ | Kirche und Synagoge. Olten 1945. | ||
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+ | Das Schicksal der Deutschen. Ein Versuch seiner geschichtlichen Erklärung. Basel 1945. | ||
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+ | Beiträge zur Geschichte des Dolmetschens. (Mit Edgar Glässer und Alfred Hermann). München 1956. | ||
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+ | Biblische Religion heute. Heidelberg 1960. | ||
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+ | Judenfeindschaft. Darstellung und Analysen. Frankfurt am Main 1963. | ||
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+ | ==Literatur== | ||
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+ | Birkhäuser, Kaspar: Thieme, Karl Otto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D10041.php, Zugriff: 17.11.2014. | ||
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+ | Karl Otto Thieme, Biografie und Nachlass. In: Institut für Zeitgeschichte, München. URL: www.ifz-muenchen.de/archiv/ed_0163.pdf, Zugriff: 17.11.2014. | ||
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+ | Zwanzig Jahre Freiburger Rundbrief. Karl Thieme zum Gedenken. In: Freiburger Rundbrief. Beiträge zur Förderung der Freundschaft zwischen dem Alten und dem Neuen Gottesvolk im Geiste beider Testamente, Jg. 20, Nr. 73/76 (1968), S. 5–24. | ||
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+ | ==Archive== | ||
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+ | Institut für Zeitgeschichte, München, ED 163, Thieme, Karl Otto, Nachlass. | ||
+ | Karl-Thieme-Archiv, Jerusalem. | ||
[[Kategorie:Religion]] [[Kategorie:Bildung und Erziehung]] | [[Kategorie:Religion]] [[Kategorie:Bildung und Erziehung]] |
* 25.05.1902 in Leipzig
– † 26.07.1963 in Läufelfingen
Beruf: Theologe
Heimatort: Deutschland, ab 1943 Läufelfingen
Voller Name: Karl Otto Thieme
Konfession: reformiert, ab 1934 römisch-katholisch
Sohn des Karl Thieme (Dogmatikprofessor) und der Jenny, geborene Respinger. Heirat 1931 mit Susanne Anna Frieda Paetow. Zwei Töchter.
Karl Thieme besuchte das Humanistische Gymnasium in Basel. Ab 1921 studierte er Philosophie, Geschichte, Germanistik und Theologie in Basel, Berlin und Leipzig. Er promovierte in Leipzig über Schopenhauers Metaphysik. Danach war er bis 1926 in Leipzig als Studienreferendar für evangelische Theologie angestellt. Während dieser Zeit setzte sich Thieme mit der Sozialdemokratie, insbesondere der Arbeiterbildung auseinander. Er engagierte sich ab 1924 in der Erwachsenenbildung an der Volkshochschule in Leipzig. Im Dezember 1924 trat er zudem dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold (einer von Republikanern gegründete, überparteiliche Schutzorganisation) sowie der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands bei. Ab 1926 war er Mitglied des Bundes der religiösen Sozialisten und ab 1930 Geschäftsführer des preussischen Landesverbands.
Seit 1927 arbeitete Thieme in der Verwaltung und als Dozent an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin. Von 1931 bis 1933 war er Professor für Geschichte und Staatsbürgerkunde an der Pädagogischen Akademie Elbing (heute Elblang, Polen). Während dieser Zeit setzte er sich in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift «Religiöse Besinnung» intensiv mit der Frage einer christlichen Wiedervereinigung im Glauben (Ökumene) auseinander. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er 1933 aufgrund des Berufsbeamtengesetzes entlassen. 1934 konvertierte er zum Katholizismus. Er ging nach Düsseldorf und wurde Redaktionsmitglied der Zeitschrift «Junge Front», einem Organ des Widerstands der christlichen Jugend gegen die Gleichschaltungspolitik der Nationalsozialisten.
1935 floh Thieme vor einer drohenden Verhaftung durch die Nationalsozialisten in die Schweiz nach Läufelfingen, in die Heimat seiner Mutter. Von da aus unterstützte er weiterhin den Widerstand gegen den Nationalsozialismus und war als freier Publizist tätig. So gab er 1938 «Herders Laien-Bibel» mit Kommentar heraus. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Nationalsozialismus setzte er sich mit der Frage der Umerziehung der Deutschen sowie der Umstrukturierung der Erwachsenenbildung auseinander. 1945 war er bei der französischen Besatzungsmacht in Baden mit der Neuordnung des deutschen Erziehungswesens beschäftigt.
1947 nahm Thieme seine Lehrtätigkeit wieder auf und hielt Vorlesungen zur Geschichte des Mittelalters an der Universität Mainz. Ab 1948 war er Mitherausgeber des «Freiburger Rundbriefs» und beschäftigte sich mit dem Antisemitismus und der Verständigung zwischen Christen und Juden. Er pflegte internationale Kontakte zu jüdischen Persönlichkeiten und christlich-jüdischen Gesellschaften und war Berater für religiöse Angelegenheiten beim Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit. In Mainz war Thieme ab 1953 als ordentlicher Professor tätig. Von 1954 bis 1963 war er Direktor des Auslands- und Dolmetscherinstituts, anschliessend war er stellvertretender Direktor. Seit 1980 besteht in der jüdischen Nationalbibliothek in Jerusalem ein Karl-Thieme-Archiv.
Autorin: Manuela Nipp
Schopenhauers Metaphysik in ihrem Verhältnis zur Kantischen Transscendentalphilosophie. Dissertation Universität Basel, Leipzig 1924.
Das alte Wahre. Eine Bildungsgeschichte des Abendlandes. Leipzig 1934.
Christliche Bildung in dieser Zeit. Einsiedeln 1935.
Herders Laien-Bibel. Freiburg im Breisgau 1938.
Am Ziel der Zeiten. Salzburg/Leipzig 1939.
Kirche und Synagoge. Olten 1945.
Das Schicksal der Deutschen. Ein Versuch seiner geschichtlichen Erklärung. Basel 1945.
Beiträge zur Geschichte des Dolmetschens. (Mit Edgar Glässer und Alfred Hermann). München 1956.
Biblische Religion heute. Heidelberg 1960.
Judenfeindschaft. Darstellung und Analysen. Frankfurt am Main 1963.
Birkhäuser, Kaspar: Thieme, Karl Otto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D10041.php, Zugriff: 17.11.2014.
Karl Otto Thieme, Biografie und Nachlass. In: Institut für Zeitgeschichte, München. URL: www.ifz-muenchen.de/archiv/ed_0163.pdf, Zugriff: 17.11.2014.
Zwanzig Jahre Freiburger Rundbrief. Karl Thieme zum Gedenken. In: Freiburger Rundbrief. Beiträge zur Förderung der Freundschaft zwischen dem Alten und dem Neuen Gottesvolk im Geiste beider Testamente, Jg. 20, Nr. 73/76 (1968), S. 5–24.
Institut für Zeitgeschichte, München, ED 163, Thieme, Karl Otto, Nachlass. Karl-Thieme-Archiv, Jerusalem.