Wilhelm Vischer

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Sohn des Daniel Eberhard Vischer (Pfarrer, Dekan) und der Valérie, geborene Koechlin. Heirat 1918 mit Maria Lydia Stähelin. Zwei Töchter, zwei Söhne.
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Wilhelm Vischer wuchs mit sechs Geschwistern in Basel auf. 1902 musste er für eineinhalb Jahre in ein Kinderheim nach Jebenhausen (D). Hier lernte er den evangelischen Theologen Christoph Blumhardt kennen. Dieser gehörte zu den  Begründern der religiös-sozialen Bewegung, einer Strömung innerhalb der protestantischen Kirche in der Schweiz.. Zurück in Basel, besuchte Vischer das Humanistische Gymnasium und schloss 1913 mit der Matura ab. Von 1913 bis 1918 studierte er Theologie in Lausanne, Basel und Marburg, seine Ordination erfolgte 1918 in Basel. Von 1918 bis 1928 wirkte Vischer als Pfarrer: zunächst für wenige Monate in Rupperswil und Zürich, ab Herbst 1918 in Tenniken. Zugleich beschäftigte er sich zunehmend mit der Bedeutung des Alten Testaments für die christliche Theologie. 1928 wurde er an die Theologische Schule Bethel in Bielefeld (D) berufen und zog diese Stelle dem Angebot eines Pfarramts in Liestal vor. Im selben Jahr verlieh ihm die Universität Basel das Ehrenlizenziat.
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Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 wurde Vischer in Bethel zunächst beurlaubt, da er öffentlich seine Haltung gegen die antisemitische völkische Theologie und gegen den Arierparagraphen bekundete und weil er eine sozialistische politische Position vertrat. Später wurde Vischers Verhältnis zum Judentum kritischer beurteilt, da es vor allem theologisch von der Judenmission motiviert gewesen sei. 1934 gab er dem zunehmenden Druck nach, legte sein Amt nieder und zog zurück in die Schweiz. Da er weiterhin Vorträge in Deutschland hielt, wurde ihm 1936 ein Redeverbot auferlegt, an das er sich allerdings nicht hielt. Vischer war zunächst auch am Betheler Bekenntnis beteiligt, einem lutherischen Bekenntnis im Kirchenkampf 1933, zog sich aufgrund von inhaltlichen Uneinigkeiten aber bereits im September 1933 von der Mitarbeit zurück.
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Von 1934 bis 1936 arbeitete Vischer als Pfarrer in Lugano und von 1936 bis 1947 als Pfarrer und Privatdozent in Basel. Als Mitglied und ab 1937 als Präsident des Vereins der Freunde Israels und als Mitgründer des Schweizerischen Hilfswerks für die Bekennende Kirche in Deutschland setzte er sich für Flüchtlinge ein. 1947 verlieh ihm die Universität Basel den Ehrendoktortitel. Im selben Jahr wurde er als Professor für das Alte Testament nach Montpellier berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1965 lehrte. In den folgenden Jahren hielt er weiterhin Vorträge und Predigten, gab Kurse und ging der Imkerei nach. 1988 verstarb Wilhelm Vischer in Montpellier.
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Autor: Roman Seifert
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==Werke (Auswahl)==
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Jahwe, der Gott Kains. München 1929.
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Das Christuszeugnis des Alten Testaments. München 1934.
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Vischer, Wilhelm et al. (Hg.): Juden, Christen, Judenchristen. Ein Ruf an die Christenheit. Zollikon 1939.
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Das Christuszeugnis des Propheten Jeremia. Bielefeld/Bethel 1985.
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==Literatur==
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Aerne, Peter: Vischer, Wilhelm. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D10896.php, Zugriff: 06.11.2014.
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Felber, Stefan: Vischer, Wilhelm Eduard. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 17, Nordhausen 2000, Sp. 1493–1504.
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Felber, Stefan: Wilhelm Vischer als Ausleger der Heiligen Schrift. Eine Untersuchung zum Christuszeugnis des Alten Testaments. Göttingen 1999.
  
 
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Aktuelle Version vom 19. Dezember 2014, 15:35 Uhr

* 30.04.1895 in Davos – † 27.11.1988 in Montpellier (F)
Beruf: Theologe
Voller Name: Wilhelm Eduard Vischer
Konfession: reformiert


VischerW1895.jpeg
Wilhelm Eduard Vischer


Sohn des Daniel Eberhard Vischer (Pfarrer, Dekan) und der Valérie, geborene Koechlin. Heirat 1918 mit Maria Lydia Stähelin. Zwei Töchter, zwei Söhne.

Wilhelm Vischer wuchs mit sechs Geschwistern in Basel auf. 1902 musste er für eineinhalb Jahre in ein Kinderheim nach Jebenhausen (D). Hier lernte er den evangelischen Theologen Christoph Blumhardt kennen. Dieser gehörte zu den Begründern der religiös-sozialen Bewegung, einer Strömung innerhalb der protestantischen Kirche in der Schweiz.. Zurück in Basel, besuchte Vischer das Humanistische Gymnasium und schloss 1913 mit der Matura ab. Von 1913 bis 1918 studierte er Theologie in Lausanne, Basel und Marburg, seine Ordination erfolgte 1918 in Basel. Von 1918 bis 1928 wirkte Vischer als Pfarrer: zunächst für wenige Monate in Rupperswil und Zürich, ab Herbst 1918 in Tenniken. Zugleich beschäftigte er sich zunehmend mit der Bedeutung des Alten Testaments für die christliche Theologie. 1928 wurde er an die Theologische Schule Bethel in Bielefeld (D) berufen und zog diese Stelle dem Angebot eines Pfarramts in Liestal vor. Im selben Jahr verlieh ihm die Universität Basel das Ehrenlizenziat.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 wurde Vischer in Bethel zunächst beurlaubt, da er öffentlich seine Haltung gegen die antisemitische völkische Theologie und gegen den Arierparagraphen bekundete und weil er eine sozialistische politische Position vertrat. Später wurde Vischers Verhältnis zum Judentum kritischer beurteilt, da es vor allem theologisch von der Judenmission motiviert gewesen sei. 1934 gab er dem zunehmenden Druck nach, legte sein Amt nieder und zog zurück in die Schweiz. Da er weiterhin Vorträge in Deutschland hielt, wurde ihm 1936 ein Redeverbot auferlegt, an das er sich allerdings nicht hielt. Vischer war zunächst auch am Betheler Bekenntnis beteiligt, einem lutherischen Bekenntnis im Kirchenkampf 1933, zog sich aufgrund von inhaltlichen Uneinigkeiten aber bereits im September 1933 von der Mitarbeit zurück.

Von 1934 bis 1936 arbeitete Vischer als Pfarrer in Lugano und von 1936 bis 1947 als Pfarrer und Privatdozent in Basel. Als Mitglied und ab 1937 als Präsident des Vereins der Freunde Israels und als Mitgründer des Schweizerischen Hilfswerks für die Bekennende Kirche in Deutschland setzte er sich für Flüchtlinge ein. 1947 verlieh ihm die Universität Basel den Ehrendoktortitel. Im selben Jahr wurde er als Professor für das Alte Testament nach Montpellier berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1965 lehrte. In den folgenden Jahren hielt er weiterhin Vorträge und Predigten, gab Kurse und ging der Imkerei nach. 1988 verstarb Wilhelm Vischer in Montpellier.

Autor: Roman Seifert

Werke (Auswahl)

Jahwe, der Gott Kains. München 1929.

Das Christuszeugnis des Alten Testaments. München 1934.

Vischer, Wilhelm et al. (Hg.): Juden, Christen, Judenchristen. Ein Ruf an die Christenheit. Zollikon 1939.

Das Christuszeugnis des Propheten Jeremia. Bielefeld/Bethel 1985.

Literatur

Aerne, Peter: Vischer, Wilhelm. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D10896.php, Zugriff: 06.11.2014.

Felber, Stefan: Vischer, Wilhelm Eduard. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 17, Nordhausen 2000, Sp. 1493–1504.

Felber, Stefan: Wilhelm Vischer als Ausleger der Heiligen Schrift. Eine Untersuchung zum Christuszeugnis des Alten Testaments. Göttingen 1999.

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