Zeile 23: | Zeile 23: | ||
}} | }} | ||
− | + | Sohn des Friedrich Schär (Käser) und der Katharina, geborene Rüfenacht (Käserin). Erste Heirat 1866 mit Anna Elisabeth Werren († 1887). Zweite Heirat 1891 mit Eleonore de Seeger. Neun Kinder aus erster Ehe. | |
− | [[Kategorie:Bildung und Erziehung]] [[Kategorie:Politik]] | + | Johann Friedrich Schär besuchte im Anschluss an verschiedene Primarschulen die Sekundarschule in Zollbrück. Danach absolvierte er das Lehrerseminar in Münchenbuchsee und wurde 1865 mit neunzehn Jahren Primarlehrer in Wattenwil (BE). Parallel zu seiner beruflichen Tätigkeit engagierte er sich in den Vereinen des Dorfs und bildete sich zum Mittelschullehrer weiter. 1869 wurde er als Hauptlehrer für Physik und Chemie ans bernische Lehrerseminar in Münchenbuchsee berufen. Zwischen 1870 und 1874 arbeitete er als Gastwirt und Käsehändler, nahm danach aber wieder eine Anstellung als Sekundarlehrer in Bischofszell an, wo er 1875 auch Rektor wurde. Von 1880 bis 1882 war er dann Direktor der Mädchensekundarschule in Biel. |
+ | |||
+ | 1882 siedelte Schär nach Basel über und wurde Lehrer für Handelswissenschaften an der Oberen Realschule und später an der kantonalen Handelsschule. Dies blieb er bis 1903. Ebenfalls 1882 wurde er Mitglied des Basler Allgemeinen Konsumvereins, den er bald auch präsidierte. Von 1892 bis 1903 war er auch Präsident des Verbands Schweizerischer Konsumvereine. Schär gilt als Pionier der Schweizerischen Genossenschaftsbewegung. Von 1891 bis 1893 und 1896 bis 1903 sass er für die FDP im Basler Grossen Rat. Er war darüber hinaus Mitgründer der Basler Kantonalbank und Mitglied des Bankrats. | ||
+ | |||
+ | Schär wurde 1903 an der Universität Zürich erster Professor für Handelswissenschaften der Schweiz. Bereits 1906 wechselte er als ordentlicher Professor für Buchhaltung, Organisation und Zahlungsverkehr an die Handelshochschule Berlin. Er gilt als einer der Begründer der akademischen Betriebswirtschaftslehre und verfasste zahlreiche wegweisende Werke. Für ihn als Betriebsökonom stand nicht die Gewinnmaximierung im Zentrum, vielmehr ging es ihm darum, die Differenz zwischen den Kosten der Produzenten und dem Preis für die Konsumenten möglichst tief zu halten. 1904 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Zürich und 1923 jene der Universität Köln verliehen. | ||
+ | Nach seiner Emeritierung 1919 kehrte er in die Schweiz zurück und liess sich in der neu erbauten Siedlung Freidorf in Muttenz nieder. Johann Friedrich Schär verstarb 1924 in Muttenz. | ||
+ | |||
+ | Autorin: Miriam Baumeister | ||
+ | |||
+ | |||
+ | ==Werke (Auswahl)== | ||
+ | Huber-Schär Handbuch der Kontorpraxis. Berlin 1895. | ||
+ | |||
+ | Allgemeine Handelsbetriebslehre. Leipzig 1911. | ||
+ | |||
+ | Technik des Bankgeschäfts. 4. Aufl., Berlin 1918. | ||
+ | |||
+ | Die Bank im Dienste des Kaufmanns. 3. Aufl., Leipzig 1920. | ||
+ | |||
+ | Die Siedlungsgenossenschaft Freidorf. In: Bodenreform 33 (1922), S. 167–171. | ||
+ | |||
+ | Lebenserinnerungen. Basel 1924. | ||
+ | |||
+ | Kaufmännische Unterrichtsstunden. System Schär-Langenscheidt. Vollständiger Lehrgang für den Selbstunterricht. Berlin 1927. | ||
+ | |||
+ | Einfache und doppelte Buchhaltung. 8. Aufl., Berlin 1928. | ||
+ | |||
+ | Buchhaltung und Bilanz. Auf wirtschaftlicher, rechtlicher und mathematischer Grundlage für Juristen, Ingenieure, Kaufleute und Studierende der Betriebswirtschaftslehre. 6. Aufl., Berlin 1932. | ||
+ | |||
+ | ==Literatur== | ||
+ | Burren, Susanne: Pionier der Handelswissenschaften. Zur Autobiographie von Johann Friedrich Schär. In: Arni, Caroline et al. (Hg.): Der Eigensinn des Materials. Erkundungen sozialer Wirklichkeit. Frankfurt a. M. 2007, S. 191–204. | ||
+ | |||
+ | Dettwiler, Walter: Schär, Johann Friedrich. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D14811.php, Zugriff: 18.11.2014. | ||
+ | |||
+ | Johann Friedrich Schär zum Gedenken. 21. März 1846 – 25. September 1924. Schweizerischer Konsum-Verein, Jg. 46, Nr. 12 (1946). | ||
+ | |||
+ | Otto, Hanns-Günther: Johann Friedrich Schär und die moderne deutschsprachige Betriebswirtschaftslehre. Basel 1957. | ||
+ | |||
+ | Professor Dr. Joh. Friedr. Schär. In: Genossenschaftliches Volksblatt, 03.10.1924. | ||
+ | |||
+ | Prof. Dr. Joh. Friedrich Schär. In: Nationalzeitung, 26.09.1924. | ||
+ | |||
+ | Prof. J. F. Schär. In: Neue Zürcher Zeitung, 30.09.1924. | ||
+ | |||
+ | Schneider, Dieter: Schär, Johann Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie, Bd. 22 (2005), S. 526f. URL: www.deutsche-biographie.de/pnd118748327.html, Zugriff: 18.11.2014. | ||
+ | |||
+ | Zum hundertsten Geburtstag von Professor Dr. h. c. Johann Friedrich Schär. In: National-Zeitung, 21.03.1946. | ||
+ | |||
+ | [[Kategorie:Bildung und Erziehung]] | ||
+ | [[Kategorie:Politik]] |
* 21.03.1846 in Höchstetten
– † 25.09.1924 in Muttenz
Beruf: Lehrer, Professor für Handelswissenschaften und Buchhaltung
Heimatort: Heimatort: Basel und Trubschachen
Voller Name: Johann Friedrich Schär
Konfession: reformiert
Sohn des Friedrich Schär (Käser) und der Katharina, geborene Rüfenacht (Käserin). Erste Heirat 1866 mit Anna Elisabeth Werren († 1887). Zweite Heirat 1891 mit Eleonore de Seeger. Neun Kinder aus erster Ehe.
Johann Friedrich Schär besuchte im Anschluss an verschiedene Primarschulen die Sekundarschule in Zollbrück. Danach absolvierte er das Lehrerseminar in Münchenbuchsee und wurde 1865 mit neunzehn Jahren Primarlehrer in Wattenwil (BE). Parallel zu seiner beruflichen Tätigkeit engagierte er sich in den Vereinen des Dorfs und bildete sich zum Mittelschullehrer weiter. 1869 wurde er als Hauptlehrer für Physik und Chemie ans bernische Lehrerseminar in Münchenbuchsee berufen. Zwischen 1870 und 1874 arbeitete er als Gastwirt und Käsehändler, nahm danach aber wieder eine Anstellung als Sekundarlehrer in Bischofszell an, wo er 1875 auch Rektor wurde. Von 1880 bis 1882 war er dann Direktor der Mädchensekundarschule in Biel.
1882 siedelte Schär nach Basel über und wurde Lehrer für Handelswissenschaften an der Oberen Realschule und später an der kantonalen Handelsschule. Dies blieb er bis 1903. Ebenfalls 1882 wurde er Mitglied des Basler Allgemeinen Konsumvereins, den er bald auch präsidierte. Von 1892 bis 1903 war er auch Präsident des Verbands Schweizerischer Konsumvereine. Schär gilt als Pionier der Schweizerischen Genossenschaftsbewegung. Von 1891 bis 1893 und 1896 bis 1903 sass er für die FDP im Basler Grossen Rat. Er war darüber hinaus Mitgründer der Basler Kantonalbank und Mitglied des Bankrats.
Schär wurde 1903 an der Universität Zürich erster Professor für Handelswissenschaften der Schweiz. Bereits 1906 wechselte er als ordentlicher Professor für Buchhaltung, Organisation und Zahlungsverkehr an die Handelshochschule Berlin. Er gilt als einer der Begründer der akademischen Betriebswirtschaftslehre und verfasste zahlreiche wegweisende Werke. Für ihn als Betriebsökonom stand nicht die Gewinnmaximierung im Zentrum, vielmehr ging es ihm darum, die Differenz zwischen den Kosten der Produzenten und dem Preis für die Konsumenten möglichst tief zu halten. 1904 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Zürich und 1923 jene der Universität Köln verliehen. Nach seiner Emeritierung 1919 kehrte er in die Schweiz zurück und liess sich in der neu erbauten Siedlung Freidorf in Muttenz nieder. Johann Friedrich Schär verstarb 1924 in Muttenz.
Autorin: Miriam Baumeister
Huber-Schär Handbuch der Kontorpraxis. Berlin 1895.
Allgemeine Handelsbetriebslehre. Leipzig 1911.
Technik des Bankgeschäfts. 4. Aufl., Berlin 1918.
Die Bank im Dienste des Kaufmanns. 3. Aufl., Leipzig 1920.
Die Siedlungsgenossenschaft Freidorf. In: Bodenreform 33 (1922), S. 167–171.
Lebenserinnerungen. Basel 1924.
Kaufmännische Unterrichtsstunden. System Schär-Langenscheidt. Vollständiger Lehrgang für den Selbstunterricht. Berlin 1927.
Einfache und doppelte Buchhaltung. 8. Aufl., Berlin 1928.
Buchhaltung und Bilanz. Auf wirtschaftlicher, rechtlicher und mathematischer Grundlage für Juristen, Ingenieure, Kaufleute und Studierende der Betriebswirtschaftslehre. 6. Aufl., Berlin 1932.
Burren, Susanne: Pionier der Handelswissenschaften. Zur Autobiographie von Johann Friedrich Schär. In: Arni, Caroline et al. (Hg.): Der Eigensinn des Materials. Erkundungen sozialer Wirklichkeit. Frankfurt a. M. 2007, S. 191–204.
Dettwiler, Walter: Schär, Johann Friedrich. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D14811.php, Zugriff: 18.11.2014.
Johann Friedrich Schär zum Gedenken. 21. März 1846 – 25. September 1924. Schweizerischer Konsum-Verein, Jg. 46, Nr. 12 (1946).
Otto, Hanns-Günther: Johann Friedrich Schär und die moderne deutschsprachige Betriebswirtschaftslehre. Basel 1957.
Professor Dr. Joh. Friedr. Schär. In: Genossenschaftliches Volksblatt, 03.10.1924.
Prof. Dr. Joh. Friedrich Schär. In: Nationalzeitung, 26.09.1924.
Prof. J. F. Schär. In: Neue Zürcher Zeitung, 30.09.1924.
Schneider, Dieter: Schär, Johann Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie, Bd. 22 (2005), S. 526f. URL: www.deutsche-biographie.de/pnd118748327.html, Zugriff: 18.11.2014.
Zum hundertsten Geburtstag von Professor Dr. h. c. Johann Friedrich Schär. In: National-Zeitung, 21.03.1946.