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Hugo Marcus studierte von 1903 bis 1906 Philosophie an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin bei Friedrich Paulsen, Wilhelm Dilthey und Georg Simmel. Während des Ersten Weltkriegs besuchte er einen praktischen Kurs als Pfleger beim Roten Kreuz. Für seinen Einsatz als Sanitäter erhielt er 1919 ein Dankesschreiben des Kriegsministeriums und die Rot-Kreuz-Medaille 3. Klasse. 1936 wurde ihm das Ehrenkreuz für Kriegsteilnehmer verliehen. | Hugo Marcus studierte von 1903 bis 1906 Philosophie an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin bei Friedrich Paulsen, Wilhelm Dilthey und Georg Simmel. Während des Ersten Weltkriegs besuchte er einen praktischen Kurs als Pfleger beim Roten Kreuz. Für seinen Einsatz als Sanitäter erhielt er 1919 ein Dankesschreiben des Kriegsministeriums und die Rot-Kreuz-Medaille 3. Klasse. 1936 wurde ihm das Ehrenkreuz für Kriegsteilnehmer verliehen. | ||
Anfang der 1920er-Jahre konvertierte Marcus vom Judentum zum Islam, trat der Lahore-Ahmadiyya-Bewegung bei und war von 1923 bis 1938 Syndikus in der Berliner Moschee. Er änderte seinen Vornamen zu Hamid. Marcus war Redaktor der «Moslemischen Revue» und von 1930 bis 1935 Präsident der Deutschen Muslimischen Gesellschaft. Er arbeitete auch an der deutschen Koran-Übersetzung von Maulana Sadr-du-Din von 1939 mit, jedoch wurde er trotz seiner massgeblichen Beteiligung in der Danksagung aufgrund seiner jüdischen Herkunft nicht erwähnt. | Anfang der 1920er-Jahre konvertierte Marcus vom Judentum zum Islam, trat der Lahore-Ahmadiyya-Bewegung bei und war von 1923 bis 1938 Syndikus in der Berliner Moschee. Er änderte seinen Vornamen zu Hamid. Marcus war Redaktor der «Moslemischen Revue» und von 1930 bis 1935 Präsident der Deutschen Muslimischen Gesellschaft. Er arbeitete auch an der deutschen Koran-Übersetzung von Maulana Sadr-du-Din von 1939 mit, jedoch wurde er trotz seiner massgeblichen Beteiligung in der Danksagung aufgrund seiner jüdischen Herkunft nicht erwähnt. | ||
− | Er engagierte sich für den Rechtsschutz von Minderheiten und war Mitarbeiter bei der Zeitschrift «SEXUS, Monographien aus dem Institut für Sexualwissenschaft in Berlin» von Magnus Hirschfeld. | + | Er engagierte sich für den Rechtsschutz von Minderheiten und war Mitarbeiter bei der Zeitschrift «SEXUS, Monographien aus dem Institut für Sexualwissenschaft in Berlin» von Magnus Hirschfeld. Als Mitglied des wissenschaftlich-humanitären Komitees E. V. Berlin, das sich gegen die Diskriminierung der Homosexuellen einsetzte, war Marcus Mitunterzeichner der «Eingabe gegen das Unrecht des § 175 R. Str. G. B.» |
Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde Marcus 1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen bei Oranienburg interniert und in Hugo Israel umbenannt. Es gelang ihm 1939 dank der Fürsprache von Scheich Mohammed Abdullah, zusammen mit seiner Mutter in die Schweiz zu fliehen. Seine Freilassung wurde unter der Bedingung genehmigt, dass Marcus aus Deutschland ausreiste. | Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde Marcus 1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen bei Oranienburg interniert und in Hugo Israel umbenannt. Es gelang ihm 1939 dank der Fürsprache von Scheich Mohammed Abdullah, zusammen mit seiner Mutter in die Schweiz zu fliehen. Seine Freilassung wurde unter der Bedingung genehmigt, dass Marcus aus Deutschland ausreiste. | ||
− | Marcus wohnte in den folgenden Jahren in Oberwil. Er arbeitete als freier Schriftsteller und war von 1942 bis 1947 auch an der Universität Basel tätig. Er beschäftigte sich vor allem mit Friedrich Nietzsche und Immanuel Kant. Zudem schrieb er unter dem Pseudonym Hans Alienus für die Zeitschrift «Der Kreis», | + | Marcus wohnte als staatenloser Flüchtling in den folgenden Jahren in Oberwil und erhielt 1947 aufgrund seines Alters den Dauerasylstatus. Er arbeitete als freier Schriftsteller, besuchte Veranstaltungen in Philosophie bei Hermann Schmalenbach und nutzte rege das Frey-Grynäische Institut sowie Bibliotheken der Universität Basel. Marcus hatte mit prekären finanziellen Verhältnissen zu kämpfen, sodass er auf die Unterstützung diverser Hilfswerke angewiesen war, vor allem durch den Christlichen Friedensdienst. Erst ab 1959 erhielt er eine Rente aus der Bundesrepublik Deutschland, zudem eine Wiedergutmachungszahlung, mit der er die erhaltenen Hilfsleitungen zurückzahlte. |
+ | Marcus wohnte in den folgenden Jahren in Oberwil. Er arbeitete als freier Schriftsteller und war von 1942 bis 1947 auch an der Universität Basel tätig. Er beschäftigte sich vor allem mit Friedrich Nietzsche und Immanuel Kant. Zudem schrieb er unter dem Pseudonym Hans Alienus für die Zeitschrift «Der Kreis», eine international beachtete Homosexuellenzeitschrift. | ||
Autorin: Manuela Nipp | Autorin: Manuela Nipp | ||
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Backhausen, Manfred: Die Lahore-Ahmadiyya-Bewegung in Europa. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der als «Lahore-Ahmadiyya-Bewegung zur Verbreitung islamischen Wissens» bekannten internationalen islamischen Gemeinschaft. Wembley 2008, S. 110–119. | Backhausen, Manfred: Die Lahore-Ahmadiyya-Bewegung in Europa. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der als «Lahore-Ahmadiyya-Bewegung zur Verbreitung islamischen Wissens» bekannten internationalen islamischen Gemeinschaft. Wembley 2008, S. 110–119. | ||
− | Dr. Hamid Marcus, PH. D. In: The Lahore Ahmadiyya Islamic Movement. URL: www.berlin.ahmadiyya.org/books/boodschap.htm, Zugriff: 24.11. | + | Dr. Hamid Marcus, PH. D. In: The Lahore Ahmadiyya Islamic Movement. URL: www.berlin.ahmadiyya.org/books/boodschap.htm, Zugriff: 24.11.2014. |
Schmid, Peter A.: Marcus, Hugo. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D44511.php, Zugriff 24.11.2014. | Schmid, Peter A.: Marcus, Hugo. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D44511.php, Zugriff 24.11.2014. | ||
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Zentralbibliothek Zürich, Nachlass Hugo Marcus. In: Nachlass von Walter Robert Corti. URL: www.zb.uzh.ch/Medien/spezialsammlungen/handschriften/nachlaesse/cortiwalterrobertandere.pdf, Zugriff: 24.11.2014. | Zentralbibliothek Zürich, Nachlass Hugo Marcus. In: Nachlass von Walter Robert Corti. URL: www.zb.uzh.ch/Medien/spezialsammlungen/handschriften/nachlaesse/cortiwalterrobertandere.pdf, Zugriff: 24.11.2014. | ||
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* 06.07.1880 in Posen (Poznau, PL)
– † 18.04.1966 in Basel
Spitznamen: Hamid
Beruf: Philosoph, Redaktor, Schriftsteller
Heimatort: Deutschland
Voller Name: Hugo Hamid Marcus
Alias: Hans Alienus
Konfession: muslimisch
Sohn des Joseph Marcus (Industrieller) und der Cäcilie, geborene Hepner.
Hugo Marcus studierte von 1903 bis 1906 Philosophie an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin bei Friedrich Paulsen, Wilhelm Dilthey und Georg Simmel. Während des Ersten Weltkriegs besuchte er einen praktischen Kurs als Pfleger beim Roten Kreuz. Für seinen Einsatz als Sanitäter erhielt er 1919 ein Dankesschreiben des Kriegsministeriums und die Rot-Kreuz-Medaille 3. Klasse. 1936 wurde ihm das Ehrenkreuz für Kriegsteilnehmer verliehen. Anfang der 1920er-Jahre konvertierte Marcus vom Judentum zum Islam, trat der Lahore-Ahmadiyya-Bewegung bei und war von 1923 bis 1938 Syndikus in der Berliner Moschee. Er änderte seinen Vornamen zu Hamid. Marcus war Redaktor der «Moslemischen Revue» und von 1930 bis 1935 Präsident der Deutschen Muslimischen Gesellschaft. Er arbeitete auch an der deutschen Koran-Übersetzung von Maulana Sadr-du-Din von 1939 mit, jedoch wurde er trotz seiner massgeblichen Beteiligung in der Danksagung aufgrund seiner jüdischen Herkunft nicht erwähnt. Er engagierte sich für den Rechtsschutz von Minderheiten und war Mitarbeiter bei der Zeitschrift «SEXUS, Monographien aus dem Institut für Sexualwissenschaft in Berlin» von Magnus Hirschfeld. Als Mitglied des wissenschaftlich-humanitären Komitees E. V. Berlin, das sich gegen die Diskriminierung der Homosexuellen einsetzte, war Marcus Mitunterzeichner der «Eingabe gegen das Unrecht des § 175 R. Str. G. B.» Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde Marcus 1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen bei Oranienburg interniert und in Hugo Israel umbenannt. Es gelang ihm 1939 dank der Fürsprache von Scheich Mohammed Abdullah, zusammen mit seiner Mutter in die Schweiz zu fliehen. Seine Freilassung wurde unter der Bedingung genehmigt, dass Marcus aus Deutschland ausreiste. Marcus wohnte als staatenloser Flüchtling in den folgenden Jahren in Oberwil und erhielt 1947 aufgrund seines Alters den Dauerasylstatus. Er arbeitete als freier Schriftsteller, besuchte Veranstaltungen in Philosophie bei Hermann Schmalenbach und nutzte rege das Frey-Grynäische Institut sowie Bibliotheken der Universität Basel. Marcus hatte mit prekären finanziellen Verhältnissen zu kämpfen, sodass er auf die Unterstützung diverser Hilfswerke angewiesen war, vor allem durch den Christlichen Friedensdienst. Erst ab 1959 erhielt er eine Rente aus der Bundesrepublik Deutschland, zudem eine Wiedergutmachungszahlung, mit der er die erhaltenen Hilfsleitungen zurückzahlte. Marcus wohnte in den folgenden Jahren in Oberwil. Er arbeitete als freier Schriftsteller und war von 1942 bis 1947 auch an der Universität Basel tätig. Er beschäftigte sich vor allem mit Friedrich Nietzsche und Immanuel Kant. Zudem schrieb er unter dem Pseudonym Hans Alienus für die Zeitschrift «Der Kreis», eine international beachtete Homosexuellenzeitschrift.
Autorin: Manuela Nipp
Die Allgemeine Bildung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Eine historisch-kritisch-dogmatische Grundlegung. Berlin 1903.
Meditationen. Berlin 1904.
Musikästhetische Probleme. Auf vergleichend-ästhetischer Grundlage, nebst Bemerkungen über die grossen Figuren in der Musikgeschichte. Berlin 1906.
Die Philosophie des Monopluralismus. Grundzüge einer analytischen Naturphilosophie und eines ABC der Begriffe im Versuch. Berlin 1907.
Die ornamentale Schönheit der Landschaft und der Natur. Als Beitrag zu einer allgemeinen Ästhetik der Landschaft und der Natur. München 1912.
Der Aktienverein im Lichte der Relationen. Basel 1917.
Metaphysik der Gerechtigkeit. Die Äquivalenz als kosmisches, juristisches, ästhetisches und ethisches Prinzip. Basel 1947.
A bridge between the east and the west. In: The Islamic Review. Jg. 37, Nr. 3, (1949), S. 44f.
Islam in Switzerland. In: The Islamic Review. Jg. 40, Nr. 4, (1950), S. 46.
Rechtswelt und Aesthetik. Bonn 1952.
Zur Ontologie der Demokratie. Neuwied 1958.
Ahmad, Nasir: Die Berliner Moschee und Mission der Ahmadiyya-Bewegung zur Verbreitung des Islam, Lahore. Geschichte und Gegenwart einer internationalen islamischen Gemeinschaft in Berlin. Aus dem Englischen übersetzt, ergänzt und bearbeitet von Manfred Backhausen. Berlin 2006. In: The Lahore Ahmadiyya Islamic Movement. URL: berlin.ahmadiyya.org/berlin-mission-june06.pdf, Zugriff: 24.11.2014.
Backhausen, Manfred: Die Lahore-Ahmadiyya-Bewegung in Europa. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der als «Lahore-Ahmadiyya-Bewegung zur Verbreitung islamischen Wissens» bekannten internationalen islamischen Gemeinschaft. Wembley 2008, S. 110–119.
Dr. Hamid Marcus, PH. D. In: The Lahore Ahmadiyya Islamic Movement. URL: www.berlin.ahmadiyya.org/books/boodschap.htm, Zugriff: 24.11.2014.
Schmid, Peter A.: Marcus, Hugo. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D44511.php, Zugriff 24.11.2014.
Wissner, Markus: Jüdischer Konvertit Hugo Marcus und muslimische Reaktionen auf den Nazismus. In: Uni Inside, Kupferblau – Campusmagazin Tübingen. URL: www.kupferblau.de/2014/01/13/juedischer-konvertit-hugo-marcus-und-muslimische-reaktionen-auf-den-nazismus/?format=pdf, Zugriff: 24.11.2014.
Zentralbibliothek Zürich, Nachlass Hugo Marcus. In: Nachlass von Walter Robert Corti. URL: www.zb.uzh.ch/Medien/spezialsammlungen/handschriften/nachlaesse/cortiwalterrobertandere.pdf, Zugriff: 24.11.2014.