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Kurt Eichenberger wurde in Wynental in der Gemeinde Burg als Sohn eines Rohtabakhändlers geboren. Er besuchte die Bezirksschule in Reinach (AG) und die Kantonschule in Aarau. Nach seiner Matura studierte er ab 1942 Geschichte und Jura in Zürich und Bern. 1948 promovierte er in Rechtswissenschaft mit einer Schrift zur obersten Gewalt im Bund. 1950 absolvierte er das aargauische Fürsprecherexamen. Nach seiner Promotion arbeitete Eichenberger von 1949 bis 1952 zunächst als Gerichtsschreiber am Bezirksgericht Baden und von 1952 bis 1959 als Departementssekretär der Direktion des Innern und des Gesundheitswesens des Kantons Aargau. Von 1949 bis 1956 wirkte er zudem als Gerichtspräsident in Brugg. 1959 wurde Eichenberger zum aargauischen Oberrichter gewählt und amtete bis 1963 in der verfassungsrechtlichen Abteilung des Obergerichts. Zeitweise war er am Bundesgericht in Lausanne als Ersatzrichter eingesetzt. | Kurt Eichenberger wurde in Wynental in der Gemeinde Burg als Sohn eines Rohtabakhändlers geboren. Er besuchte die Bezirksschule in Reinach (AG) und die Kantonschule in Aarau. Nach seiner Matura studierte er ab 1942 Geschichte und Jura in Zürich und Bern. 1948 promovierte er in Rechtswissenschaft mit einer Schrift zur obersten Gewalt im Bund. 1950 absolvierte er das aargauische Fürsprecherexamen. Nach seiner Promotion arbeitete Eichenberger von 1949 bis 1952 zunächst als Gerichtsschreiber am Bezirksgericht Baden und von 1952 bis 1959 als Departementssekretär der Direktion des Innern und des Gesundheitswesens des Kantons Aargau. Von 1949 bis 1956 wirkte er zudem als Gerichtspräsident in Brugg. 1959 wurde Eichenberger zum aargauischen Oberrichter gewählt und amtete bis 1963 in der verfassungsrechtlichen Abteilung des Obergerichts. Zeitweise war er am Bundesgericht in Lausanne als Ersatzrichter eingesetzt. | ||
1960 habilitierte Eichenberger sich mit einer Schrift zur richterlichen Unabhängigkeit als staatsrechtliches Problem. 1963 wurde er zuerst als ausserordentlicher Professor an die Universität Bern berufen. Im selben Jahr berief ihn dann die Universität Basel, wo er sein Ordinariat als Professor für Staats- und Verwaltungsrecht antrat und es bis zu seiner Pensionierung 1992 innehielt. Zweimal wirkte er als Dekan der Juristischen Fakultät, von 1966 bis 1976 und erneut von 1976 bis 1977. Von 1968 bis 1969 war er zudem Rektor der Universität Basel. Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde ihm von den Universitäten Tübingen und St. Gallen der Ehrendoktor verliehen. Darüber hinaus wurde Eichenberger Zeit seines Lebens von Organen auf kantonaler wie Bundesebene zu Fragen des öffentlichen Rechts konsultiert. Ab 1974 etwa beteiligte er sich an der Überarbeitung der aargauischen Kantonsverfassung, die im September 1980 vom Volk angenommen wurde. Er arbeitete ausserdem an der Totalrevision der Bundesverfassung mit, für die er sich ab 1977 stark gemacht hatte. Von 1971 bis 1973 stand er dem Schweizerischen Juristenverein als Präsident vor. Auch nach seiner Pensionierung blieb er als Berater aktiv und leitete etwa von 1990 bis 1995 die Arbeitsgruppe zu den Führungsstrukturen des Bundes. | 1960 habilitierte Eichenberger sich mit einer Schrift zur richterlichen Unabhängigkeit als staatsrechtliches Problem. 1963 wurde er zuerst als ausserordentlicher Professor an die Universität Bern berufen. Im selben Jahr berief ihn dann die Universität Basel, wo er sein Ordinariat als Professor für Staats- und Verwaltungsrecht antrat und es bis zu seiner Pensionierung 1992 innehielt. Zweimal wirkte er als Dekan der Juristischen Fakultät, von 1966 bis 1976 und erneut von 1976 bis 1977. Von 1968 bis 1969 war er zudem Rektor der Universität Basel. Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde ihm von den Universitäten Tübingen und St. Gallen der Ehrendoktor verliehen. Darüber hinaus wurde Eichenberger Zeit seines Lebens von Organen auf kantonaler wie Bundesebene zu Fragen des öffentlichen Rechts konsultiert. Ab 1974 etwa beteiligte er sich an der Überarbeitung der aargauischen Kantonsverfassung, die im September 1980 vom Volk angenommen wurde. Er arbeitete ausserdem an der Totalrevision der Bundesverfassung mit, für die er sich ab 1977 stark gemacht hatte. Von 1971 bis 1973 stand er dem Schweizerischen Juristenverein als Präsident vor. Auch nach seiner Pensionierung blieb er als Berater aktiv und leitete etwa von 1990 bis 1995 die Arbeitsgruppe zu den Führungsstrukturen des Bundes. | ||
− | Daneben durchlief Eichenberger eine militärische Laufbahn. Während des Zweiten Weltkriegs diente er im Wynentaler Stumpenbataillon 56 als Korporal und im Aarauer Stadtbataillon 57 als Zugführer. Von 1959 bis 1964 war er Kommandant des Füsilierbataillons 55, von 1969 bis 1972 des Infanterieregiments 23, und von 1972 bis 1975 kommandierte er als Brigadier | + | Daneben durchlief Eichenberger eine militärische Laufbahn. Während des Zweiten Weltkriegs diente er im Wynentaler Stumpenbataillon 56 als Korporal und im Aarauer Stadtbataillon 57 als Zugführer. Von 1959 bis 1964 war er Kommandant des Füsilierbataillons 55, von 1969 bis 1972 des Infanterieregiments 23, und von 1972 bis 1975 kommandierte er als Brigadier die Grenzbrigade 5. |
Autor: Roman Seifert | Autor: Roman Seifert |
* 16.06.1922 in Wynetal
– † 02.01.2005 in Binningen
Beruf: Professor für öffentliches Recht, Rektor der Universität Basel
Konfession: reformiert
Sohn des Arthur Eichenberger (Kaufmann) und der Lydia, geborene Sommerhalder. Heirat mit Anna Lutz (Ärztin).
Kurt Eichenberger wurde in Wynental in der Gemeinde Burg als Sohn eines Rohtabakhändlers geboren. Er besuchte die Bezirksschule in Reinach (AG) und die Kantonschule in Aarau. Nach seiner Matura studierte er ab 1942 Geschichte und Jura in Zürich und Bern. 1948 promovierte er in Rechtswissenschaft mit einer Schrift zur obersten Gewalt im Bund. 1950 absolvierte er das aargauische Fürsprecherexamen. Nach seiner Promotion arbeitete Eichenberger von 1949 bis 1952 zunächst als Gerichtsschreiber am Bezirksgericht Baden und von 1952 bis 1959 als Departementssekretär der Direktion des Innern und des Gesundheitswesens des Kantons Aargau. Von 1949 bis 1956 wirkte er zudem als Gerichtspräsident in Brugg. 1959 wurde Eichenberger zum aargauischen Oberrichter gewählt und amtete bis 1963 in der verfassungsrechtlichen Abteilung des Obergerichts. Zeitweise war er am Bundesgericht in Lausanne als Ersatzrichter eingesetzt. 1960 habilitierte Eichenberger sich mit einer Schrift zur richterlichen Unabhängigkeit als staatsrechtliches Problem. 1963 wurde er zuerst als ausserordentlicher Professor an die Universität Bern berufen. Im selben Jahr berief ihn dann die Universität Basel, wo er sein Ordinariat als Professor für Staats- und Verwaltungsrecht antrat und es bis zu seiner Pensionierung 1992 innehielt. Zweimal wirkte er als Dekan der Juristischen Fakultät, von 1966 bis 1976 und erneut von 1976 bis 1977. Von 1968 bis 1969 war er zudem Rektor der Universität Basel. Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde ihm von den Universitäten Tübingen und St. Gallen der Ehrendoktor verliehen. Darüber hinaus wurde Eichenberger Zeit seines Lebens von Organen auf kantonaler wie Bundesebene zu Fragen des öffentlichen Rechts konsultiert. Ab 1974 etwa beteiligte er sich an der Überarbeitung der aargauischen Kantonsverfassung, die im September 1980 vom Volk angenommen wurde. Er arbeitete ausserdem an der Totalrevision der Bundesverfassung mit, für die er sich ab 1977 stark gemacht hatte. Von 1971 bis 1973 stand er dem Schweizerischen Juristenverein als Präsident vor. Auch nach seiner Pensionierung blieb er als Berater aktiv und leitete etwa von 1990 bis 1995 die Arbeitsgruppe zu den Führungsstrukturen des Bundes. Daneben durchlief Eichenberger eine militärische Laufbahn. Während des Zweiten Weltkriegs diente er im Wynentaler Stumpenbataillon 56 als Korporal und im Aarauer Stadtbataillon 57 als Zugführer. Von 1959 bis 1964 war er Kommandant des Füsilierbataillons 55, von 1969 bis 1972 des Infanterieregiments 23, und von 1972 bis 1975 kommandierte er als Brigadier die Grenzbrigade 5.
Autor: Roman Seifert
Beiträge zum Aargauischen Zivilprozessrecht. Aarau 1949.
Die oberste Gewalt im Bunde. Über die verfassungsrechtliche Verteilung und die tatsächliche Ausübung der Rechtssetzungs- und Regierungsfunktionen im schweizerischen Bundesstaat. Zürich 1949.
Rechtssetzungsverfahren und Rechtssetzungsformen in der Schweiz. Bemerkungen zur Praxis der Rechtssetzung, insbesondere der Gesetzgebung. Basel 1954.
Die richterliche Unabhängigkeit als staatsrechtliches Problem. Bern 1960.
Staatsreformen und Regierungsbild in der Schweiz. Basel 1965.
Die Baselstädtische Kantonsverfassung. 3., unveränderte Aufl., Basel 2001.
Abschied von Kurt Eichenberger. In: Neue Zürcher Zeitung, 08.01.2005.
Der Aargau konnte stolz sein. In: Aargauer Zeitung, 08.01.2005.
Festschrift für Dr. Kurt Eichenberger, alt Oberrichter, Beinwil am See. Zur Vollendung seines 80. Lebensjahres. Aarau 1990.
Kurt Eichenberger ist 60. In: Basler Zeitung, 16.06.1982.
Professor Dr. Kurt Eichenberger 70. In: Aargauer Tagblatt, 17.06.1992.
Professor Kurt Eichenberger. In: Basler Nachrichten, 21.08.1963.
Sein und Sollen des heutigen Staates. In: Basler Zeitung, 22.12.1982.
Wissenschaftler und Pädagoge. Jura-Professor Kurt Eichenberger ist 83-jährig gestorben. In: Basler Zeitung, 08.01.2005.
Zum 70. Geburtstag von Kurt Eichenberger. In: Neue Zürcher Zeitung, 16.06.1992.
Zürcher, Christoph: Eichenberger, Kurt. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D20340.php, Zugriff: 08.05.2014.
Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel, Dokumentensammlung 1963–2005.