Stephan Gutzwiller

Zeile 14: Zeile 14:
 
|TODESTAG=29
 
|TODESTAG=29
 
|BERUF=Advokat und Notar, Agent (u.a. Generalagent der Versich.ges. London Union für die Schweiz)
 
|BERUF=Advokat und Notar, Agent (u.a. Generalagent der Versich.ges. London Union für die Schweiz)
|INSTITUTION=Richter, Regierungsrat
+
|INSTITUTION=Richter, Verfassungsrat, Regierungsrat
 
|KONFESSION=römisch-katholisch
 
|KONFESSION=römisch-katholisch
 
|GESCHLECHT=Mann
 
|GESCHLECHT=Mann
 +
|BILD=GutzwilerS1802.TIF
 
}}
 
}}
  
 
GUTZWILLER Stephan, geb. 21. 11. 1802 in Therwil, gest. 29.8.1875 Interlaken BE, röm.-kath., von Therwil. Sohn des Joseph Thomas, Hufschmied, und der Barbara Häner. 1. Heirat 1834 Catharina Theresia Robert von Balsthal; 2. Heirat 1853 Clara Ziegler von Solothurn. Jesuitenkolleg Solothurn; Studium in Würzburg, Heidelberg und Basel, Anwalt und Notar 1828. Beginnt in Basel vielversprechende Karriere als Jurist und Grossrat 1827-31. Verlangt nach der Pariser Julirevolution öffentlich die rechtliche Gleichstellung der Basler Landbürger mit den Stadtbürgern. Initiant der Bubendörfer Versammlung vom 18.10.1830 und Verfasser der gleichnamigen Petition. Gerät in der Folge zunehmend in die Illegalität und steht an der Spitze der Bewegung, die für die Rechtsgleichheit kämpft, faktisch aber die Kantonstrennung bewirkt. Spielt Schlüsselrolle bei der Gründung und beim Aufbau des Halbkantons Basel-Landschaft. Präsident der Provisorischen Regierung 1831, des Verfassungsrats 1832 und der Regierung 1832-33. Leiter der Baselbieter Delegation in der Teilungskommission 1833-35. Landrat 1833-41, Präsident 1833 und 1837. Präsident des Erziehungsrats 1835-38. Tagsatzungsgesandter 1832-34, 1836, 1841. Bezirksschreiber in Liestal 1834-37. Daneben Anwaltsbüro in Liestal 1833-41. Verschafft als Agent der Saline Schweizerhalle dem Kanton die erste finanzielle Basis und sich selbst ein bedeutendes Vermögen. Setzt sich besonders in den Verfassungsräten von 1832, 1838, 1850 und 1863 für die Verwirklichung der liberalen Fortschrittsideale ein, und zwar im Rahmen eines Repräsentativsystems. Wird als Gegner der direkt-demokratischen Ziele des Kreises um Emil Remigius Frey zum Haupt der Ordnungspartei. Zieht sich im Laufe der 1840er Jahre aus der Kantonspolitik ins Berufs- und Privatleben und 1846 nach Arlesheim zurück. Dennoch: Oberrichter 1841-53 und 1854-60, mehrmals Präsident. Ständerat 1848-51; Nationalrat 1851-72. Verwaltungsrat der BL Hypothekenbank 1849-71 und der Schweiz. Centralbahn 1860-64 und 1867-72.
 
GUTZWILLER Stephan, geb. 21. 11. 1802 in Therwil, gest. 29.8.1875 Interlaken BE, röm.-kath., von Therwil. Sohn des Joseph Thomas, Hufschmied, und der Barbara Häner. 1. Heirat 1834 Catharina Theresia Robert von Balsthal; 2. Heirat 1853 Clara Ziegler von Solothurn. Jesuitenkolleg Solothurn; Studium in Würzburg, Heidelberg und Basel, Anwalt und Notar 1828. Beginnt in Basel vielversprechende Karriere als Jurist und Grossrat 1827-31. Verlangt nach der Pariser Julirevolution öffentlich die rechtliche Gleichstellung der Basler Landbürger mit den Stadtbürgern. Initiant der Bubendörfer Versammlung vom 18.10.1830 und Verfasser der gleichnamigen Petition. Gerät in der Folge zunehmend in die Illegalität und steht an der Spitze der Bewegung, die für die Rechtsgleichheit kämpft, faktisch aber die Kantonstrennung bewirkt. Spielt Schlüsselrolle bei der Gründung und beim Aufbau des Halbkantons Basel-Landschaft. Präsident der Provisorischen Regierung 1831, des Verfassungsrats 1832 und der Regierung 1832-33. Leiter der Baselbieter Delegation in der Teilungskommission 1833-35. Landrat 1833-41, Präsident 1833 und 1837. Präsident des Erziehungsrats 1835-38. Tagsatzungsgesandter 1832-34, 1836, 1841. Bezirksschreiber in Liestal 1834-37. Daneben Anwaltsbüro in Liestal 1833-41. Verschafft als Agent der Saline Schweizerhalle dem Kanton die erste finanzielle Basis und sich selbst ein bedeutendes Vermögen. Setzt sich besonders in den Verfassungsräten von 1832, 1838, 1850 und 1863 für die Verwirklichung der liberalen Fortschrittsideale ein, und zwar im Rahmen eines Repräsentativsystems. Wird als Gegner der direkt-demokratischen Ziele des Kreises um Emil Remigius Frey zum Haupt der Ordnungspartei. Zieht sich im Laufe der 1840er Jahre aus der Kantonspolitik ins Berufs- und Privatleben und 1846 nach Arlesheim zurück. Dennoch: Oberrichter 1841-53 und 1854-60, mehrmals Präsident. Ständerat 1848-51; Nationalrat 1851-72. Verwaltungsrat der BL Hypothekenbank 1849-71 und der Schweiz. Centralbahn 1860-64 und 1867-72.
Lit.: BZ 27., 30.8.1875. - BN 31.8.1875 - Kron Carl in: Der Rauracher 1930, 4-8. - Gruner 1966, 479. - Blum Roger in: BHB 13, 1977, 7-27. - Birkhäuser Kaspar: Der Baselbieter Politiker Stephan Gutzwiller, Liestal 1983 (QF 21), Schriftenverzeichnis 338-340
+
Lit.: BZ 27., 30.8.1875. - BN 31.8.1875 - Kron Carl in: Der Rauracher 1930, 4-8. - Gruner 1966, 479. - Blum Roger in: BHB 13, 1977, 7-27. - Birkhäuser Kaspar: Der Baselbieter Politiker Stephan Gutzwiller, Liestal 1983 (QF 21), Schriftenverzeichnis 338-340.
  
== Quellen ==
 
 
<references/>
 
<references/>
 
{{Quelle|QUELLE=PLBL|DATUM=19.09.2013}}
 
{{Quelle|QUELLE=PLBL|DATUM=19.09.2013}}
  
 
[[Kategorie:A bis Z|Gutzwiller Stephan]]
 
[[Kategorie:A bis Z|Gutzwiller Stephan]]
 +
[[Kategorie:Politik]]

Version vom 2. Juni 2014, 09:10 Uhr

* 21.11.1802 – † 29.08.1875
Beruf: Advokat und Notar, Agent (u.a. Generalagent der Versich.ges. London Union für die Schweiz)
Amt: Richter, Verfassungsrat, Regierungsrat
Konfession: römisch-katholisch


GutzwilerS1802.TIF
Stephan Gutzwiller


GUTZWILLER Stephan, geb. 21. 11. 1802 in Therwil, gest. 29.8.1875 Interlaken BE, röm.-kath., von Therwil. Sohn des Joseph Thomas, Hufschmied, und der Barbara Häner. 1. Heirat 1834 Catharina Theresia Robert von Balsthal; 2. Heirat 1853 Clara Ziegler von Solothurn. Jesuitenkolleg Solothurn; Studium in Würzburg, Heidelberg und Basel, Anwalt und Notar 1828. Beginnt in Basel vielversprechende Karriere als Jurist und Grossrat 1827-31. Verlangt nach der Pariser Julirevolution öffentlich die rechtliche Gleichstellung der Basler Landbürger mit den Stadtbürgern. Initiant der Bubendörfer Versammlung vom 18.10.1830 und Verfasser der gleichnamigen Petition. Gerät in der Folge zunehmend in die Illegalität und steht an der Spitze der Bewegung, die für die Rechtsgleichheit kämpft, faktisch aber die Kantonstrennung bewirkt. Spielt Schlüsselrolle bei der Gründung und beim Aufbau des Halbkantons Basel-Landschaft. Präsident der Provisorischen Regierung 1831, des Verfassungsrats 1832 und der Regierung 1832-33. Leiter der Baselbieter Delegation in der Teilungskommission 1833-35. Landrat 1833-41, Präsident 1833 und 1837. Präsident des Erziehungsrats 1835-38. Tagsatzungsgesandter 1832-34, 1836, 1841. Bezirksschreiber in Liestal 1834-37. Daneben Anwaltsbüro in Liestal 1833-41. Verschafft als Agent der Saline Schweizerhalle dem Kanton die erste finanzielle Basis und sich selbst ein bedeutendes Vermögen. Setzt sich besonders in den Verfassungsräten von 1832, 1838, 1850 und 1863 für die Verwirklichung der liberalen Fortschrittsideale ein, und zwar im Rahmen eines Repräsentativsystems. Wird als Gegner der direkt-demokratischen Ziele des Kreises um Emil Remigius Frey zum Haupt der Ordnungspartei. Zieht sich im Laufe der 1840er Jahre aus der Kantonspolitik ins Berufs- und Privatleben und 1846 nach Arlesheim zurück. Dennoch: Oberrichter 1841-53 und 1854-60, mehrmals Präsident. Ständerat 1848-51; Nationalrat 1851-72. Verwaltungsrat der BL Hypothekenbank 1849-71 und der Schweiz. Centralbahn 1860-64 und 1867-72. Lit.: BZ 27., 30.8.1875. - BN 31.8.1875 - Kron Carl in: Der Rauracher 1930, 4-8. - Gruner 1966, 479. - Blum Roger in: BHB 13, 1977, 7-27. - Birkhäuser Kaspar: Der Baselbieter Politiker Stephan Gutzwiller, Liestal 1983 (QF 21), Schriftenverzeichnis 338-340.


Dieser Text ist aus: Birkhäuser, Kaspar: Das Personenlexikon des Kantons Basel-Landschaft. Liestal 1997.

Von „https://personenlexikon.bl.ch/index.php?title=Stephan_Gutzwiller&oldid=5721