Zeile 2: | Zeile 2: | ||
|NACHNAME=Christen | |NACHNAME=Christen | ||
|VORNAME1=Johanna | |VORNAME1=Johanna | ||
− | |VORNAME2= | + | |VORNAME2=Johanna |
|GEBURTSNAME= | |GEBURTSNAME= | ||
|SPITZNAMEN=Hanny | |SPITZNAMEN=Hanny |
* 03.08.1899 in Liestal
– † 29.06.1976 in Basel
Spitznamen: Hanny
Beruf: Volkskundlerin, Musikerin
Voller Name: Johanna Johanna Christen
Konfession: reformiert
Haben Sie ein Fotoportrait von dieser Person?
Schicken Sie uns das Portrait zu und helfen Sie uns, den Eintrag zu ergänzen.
Tochter des Oscar Christen und der Sophie, geborene Spinnler.
Hanny Christen wuchs mit ihrer Zwillingsschwester und zwei weiteren Geschwistern in Basel auf, wo sie die Töchterschule besuchte und eine umfassende musikalische Ausbildung erhielt. Sie lernte Cello und Klavier und wurde auch in Gesang geschult. Ihr Interesse an der Geschichte und dem Brauchtum des Baselbiets wurde durch ihren Grossvater Jakob Christen (ehemaliger Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft) geweckt. Christens Aufmerksamkeit galt vor allem der Volksmusik und dem Volkstanz. Sie begann, Tänze aus der Nordwestschweiz zu sammeln, indem sie die Melodien niederschrieb, die ihr vorwiegend ältere Musikanten vorspielten und sich die Tanzschritte dazu notierte. Mit der Zeit vergrösserte sie ihr Forschungsgebiet auf die Volksmusik der ganzen Schweiz. Während Jahrzehnten bereiste Christen das Land, liess sich Melodien vorspielen oder schrieb aus Tanzbüchern ab. Ab 1956 machte sie auch erste eigene Tonaufnahmen mit einem Tonbandgerät. Von 1949 bis 1960 arbeitete sie zusammen mit Radio Bern für Sendungen über Volksmusik. Aufgrund von ideologischen Auseinandersetzungen endeten ihre Zusammenarbeiten häufig mit Differenzen: Christen setzte sich für die Erhaltung einer historisch korrekten Aufführungspraxis ein, duldete keine Abweichungen von ihren Noten und lehnte neue musikalische Tendenzen vehement ab. 1963 übergab Christen ihre Sammlung der Universitätsbibliothek Basel. Entstanden vor allem zwischen 1940 und 1960, umfasst die Sammlung rund 12'000 Melodien. 2004 wurden der schriftliche Nachlass sowie Fotografien dem Staatsarchiv Basel-Landschaft als Depot übergeben, die Aufnahmen werden in der Schweizer Nationalphonothek aufbewahrt. Ihr Nachlass gilt heute als einer der grössten musikgeschichtlichen Schätze des Alpenraums. Erst mit der Entdeckung der Notensammlung durch den Komponisten Fabian Müller 1992 erfolgte die Anerkennung von Hanny Christens Arbeit: 2002 wurden ihre Noten in einem zehnbändigen Werk herausgegeben. Verschiedene Musikformationen nahmen die Melodien wieder auf und interpretierten diese zum Teil auch neu.
Autorin Isabel Koellreuter
Die schönste Volkstänz ussim Baselbiet. Für alli Baselbieter und Trachtelüt, wo no Freud hei am ächte, bodeständige Volksguet. Basel 1943. Mys Baselbiet: e Heimatbiechli. Basel, 1943. Annababeli lupf dies Bei: 17 schweizerische Volkstänze im «goldige Ring». Wädenswil 1954. Schweizer Volksmusik-Sammlung (Noten): die Tanzmusik aus der Schweiz des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aus dem Nachlass von Hanny Christen. 10 Bde. Zürich 2002.
Delorenzi-Schenkel, Silvia: Ein klingendes Zeitporträt. Die Tonbänder von Hanny Christen. In: Memoriav Bulletin, Nr. 13 (2006), S. 36–39.
Delorenzi-Schenkel, Silvia: Veröffentlichungen der Schweizer Volksmusik-Sammlung aus dem Nachlass von Hanny Christen (1899–1976). In: Schweizer Volkskunde, Jg. 91 (2001), S. 33–35.
Hegglin, Michael: Hanny Christen: Dänkt ächt eine an mi? Porträt der Schweizer Musikethnologin. Film im Auftrag von 3sat und SF DRS, 2005.
Müller, Fabian: Hanny Christen-Sammlung / CD-Projekt Hujgroup. In: GVS / CH-EM Bulletin 2002/03, S. 13–17.
Staatsarchiv Basel-Landschaft. Universitätsbibliothek Basel. Nationalphonothek Lugano.