Anna Margaretha Brüderlin

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Aktuelle Version vom 22. Dezember 2014, 12:18 Uhr

* 14.02.1893 in Muttenz-Schweizerhalle – † 05.05.1976 in Bern
Spitznamen: Margareta, Margrit oder Anne Marie
Beruf: Mitarbeiterin beim Schweizerischen Roten Kreuz (SRK), Flüchtlingshelferin, Vorkämpferin für das Pflegekinderwesen
Voller Name: Anna Margaretha Brüderlin


Tochter des Johann Emil Brüderlin (Landwirt) und der Anna Barbara, geborene Lüchinger.

Während des Zweiten Weltkriegs zog Anna Margaretha Brüderlin nach Bern, wo sie ab 1944 im Rang einer Dienstchefin beim Zentralsekretariat des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) arbeitete. Zunächst beaufsichtigte sie die Unterbringung von Flüchtlingsmüttern mit Kleinkindern in Schweizer Familien. Später leitete sie das Büro für Flüchtlingskinder. 1947/48 war sie für die Unterbringung von Flüchtlingskindern verantwortlich. In den Nachkriegsjahren nahm das Arbeitsvolumen ab. Ende 1948 wurde beschlossen, sowohl die Unterbringung von Kindern in Schweizer Familien als auch die Kindertransporte in die Schweiz im Frühling 1949 einzustellen. Daraufhin verliess Brüderlin das SRK. Im Rahmen ihrer Arbeit beim SRK hatte Brüderlin festgestellt, dass es im Verdingkinderwesen – der staatlich organisierten Fremdplatzierung von Kindern in Pflegefamilien – erhebliche Missstände gab. Der kriegsbedingte Mangel an Arbeitskräften hatte insbesondere in der Landwirtschaft zu einer Akzentuierung der Lage geführt: Die Arbeitsbelastung der fremdplatzierten, zum Teil elternlosen Kinder nahm zu. Seit dem Sommer 1944 erschütterten in diesem Zusammenhang mehrere Skandale die Schweiz. Brüderlin nahm mit dem Berner Schriftsteller Carl Albert Loosli und anderen sozialpolitisch fortschrittlich orientierten Personen Kontakt auf und verfasste ein Exposé zur Lage der Verdingkinder in der Schweiz. Die Aufgabe der Fremdplatzierungen von Kindern sollte in ihrem Konzept durch eine von kantonalen und Gemeindebehörden unbeeinflusste, gemeinnützige, materiell und politisch unabhängige Organisation übernehmen. 1946 berief sie mehrere Konferenzen in Bern und in Zürich ein, an denen sich interessierte Persönlichkeiten aus allen Teilen der deutschen Schweiz auf der Grundlage ihres Exposés berieten und den Aufbau der neuen Organisation vorantrieben. Die Aufgabe der Fremdplatzierungen wurde schliesslich der Stiftung Pro Juventute überantwortet, womit sie ihren ursprünglichen Trägerinnen und Trägern aus der Hand genommen wurde. Im Frühjahr 1947 zog sich Brüderlin zurück. Es ist unklar, was Brüderlin nach 1949 beruflich unternahm. Ihre Todesanzeige 1976 bezeichnet sie als «gewesene Sekretärin von Liestal BL, geb. 1893, ledig».

Autor: Erwin Marti

Literatur

Zivilstandsnachrichten. In: Der Bund, 09.05.1976.

Auskünfte

Auskunft durch Zivilstandesamt Kreis Liestal, 18.08.2009. Nicole Windlin an Erwin Marti: Swiss Red Cross, mit Berichten ehemaliger Mitarbeiterinnen Anne Marie Brüderlins, 03.04.2012. Gespräch mit Alfred Oberer, Liestal, 18.09.2010.

Archive

Schweizerisches Literaturarchiv, Bern, C. A. Loosli, Korrespondenz mit Anna Margaretha Brüderlin sowie Beilage, L Ms B/Aq 68.

Exposé über die einheitliche Betreuung aller schweizerischen Verding- und Pflegekinder durch eine Organisation, welche unabhängig von Gemeinden und Kantonen diese Aufgabe nach neuen Direktiven übernimmt (siebenseitiges Typoskript). Bern, September 1945. Beilage zur Korrespondenz Brüderlins mit C. A. Loosli, Schweizerisches Literaturarchiv SLA, Bern, L Ms B/Aq 68.

Protokolle und Berichte des Zentralsekretariats des SRK 1942–1948, Bde. 82 und 83, J2.15, Bundesarchiv, Bern.

Arbeitszeugnis für Margrit Brüderlin, erstellt von M. Jöhr, Zentralsekretärin SRK, Kinderhilfe, 30.04.1949.

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