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Sohn des Jakob Friedrich Stutz (Bahnhofvorstand) und der Maria, geborene Willimann. Heirat mit Adelheid Sophie Senn. | Sohn des Jakob Friedrich Stutz (Bahnhofvorstand) und der Maria, geborene Willimann. Heirat mit Adelheid Sophie Senn. | ||
Georg Stutz besuchte die Schulen in Pratteln, Liestal und Basel und bestand 1915 in Basel die Matura. Sein anschliessendes Medizinstudium in Basel, Genf und Zürich schloss er 1922 in Zürich mit dem Doktorat ab. Es folgten Assistenzjahre in verschiedenen Kliniken, unter anderem bei seinem Bruder, der als Chefarzt am Sanatorium Allerheiligen (SO) tätig war, und in der Heilanstalt Rheinau (ZH). Stutz wandte sich zunehmend der Psychiatrie zu, ohne jedoch das Interesse an der somatischen Medizin zu verlieren. Noch keine dreissig Jahre alt, wurde er Oberarzt an der Psychiatrischen Poliklinik Friedmatt in Basel und übernahm 1926 deren interimistische Leitung. | Georg Stutz besuchte die Schulen in Pratteln, Liestal und Basel und bestand 1915 in Basel die Matura. Sein anschliessendes Medizinstudium in Basel, Genf und Zürich schloss er 1922 in Zürich mit dem Doktorat ab. Es folgten Assistenzjahre in verschiedenen Kliniken, unter anderem bei seinem Bruder, der als Chefarzt am Sanatorium Allerheiligen (SO) tätig war, und in der Heilanstalt Rheinau (ZH). Stutz wandte sich zunehmend der Psychiatrie zu, ohne jedoch das Interesse an der somatischen Medizin zu verlieren. Noch keine dreissig Jahre alt, wurde er Oberarzt an der Psychiatrischen Poliklinik Friedmatt in Basel und übernahm 1926 deren interimistische Leitung. | ||
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1932 wurde er zum Chefarzt und Leiter der Psychiatrischen Klinik Hasenbühl in Liestal berufen, an deren Neubau Stutz massgeblich beteiligt war. Die neue Heil- und Pflegeanstalt wurde am 1. Juni 1934 eingeweiht und dem Betrieb übergeben. Stutz war bemüht, in seiner Klinik moderne, humanere Behandlungsarten einzuführen. Dementsprechend baute er Insulin-, Schlaf-, Dämmer-, Elektro- und Beschäftigungstherapien sowie psychopharmakologische und psychoanalytische Verfahren in den Behandlungsplan ein. Sein Ziel war es, die Patienten nach Möglichkeit wieder in die Gesellschaft zu integrieren. In diesem Sinne entfaltete er eine Tätigkeit, die weit über sein eigentliches Kernaufgaben hinausging. Er verwirklichte mit der Organisation Familienpflege die Idee, Patienten mit guter Prognose in geeigneten Familien unterzubringen, wenn möglich in ihren eigenen. Zu Zeiten, als es noch keine Invalidenversicherung und keine AHV gab, sorgte er mit Hilfe eines Vereins für die Bereitstellung finanzieller Mittel. In späteren Jahren setzte er sein Verständnis von sozialer Therapie um, indem er in Verbindung mit der Pro Infirmis und dem Verein für Alkoholgefährdete eine eigene Fürsorgestelle schuf, deren Präsidium er übernahm. Der Vorbeugung psychischer Erkrankungen bei Jugendlichen galt sein besonderes Interesse: In Zusammenarbeit mit der Erziehungs- und der Sanitätsdirektion baute er die sogenannte Ärztliche Erziehungsberatungsstelle Baselland auf, die seit 1942 Eltern, Erziehern, Ärzten und Fürsorgestellen zur Verfügung stand. Deren Sprechstunde in Liestal und Binningen betreute er während vieler Jahre selbst; später übergab er diese Aufgabe seinem jeweiligen Oberarzt. Neben der Erziehungsberatungsstelle gab es von Anfang an eine Beobachtungsstation, wo erkrankte Kinder abgeklärt wurden – zuerst im klimatisch günstig gelegenen Langenbruck, später in einem Neubau am Erzenberg bei Liestal. | 1932 wurde er zum Chefarzt und Leiter der Psychiatrischen Klinik Hasenbühl in Liestal berufen, an deren Neubau Stutz massgeblich beteiligt war. Die neue Heil- und Pflegeanstalt wurde am 1. Juni 1934 eingeweiht und dem Betrieb übergeben. Stutz war bemüht, in seiner Klinik moderne, humanere Behandlungsarten einzuführen. Dementsprechend baute er Insulin-, Schlaf-, Dämmer-, Elektro- und Beschäftigungstherapien sowie psychopharmakologische und psychoanalytische Verfahren in den Behandlungsplan ein. Sein Ziel war es, die Patienten nach Möglichkeit wieder in die Gesellschaft zu integrieren. In diesem Sinne entfaltete er eine Tätigkeit, die weit über sein eigentliches Kernaufgaben hinausging. Er verwirklichte mit der Organisation Familienpflege die Idee, Patienten mit guter Prognose in geeigneten Familien unterzubringen, wenn möglich in ihren eigenen. Zu Zeiten, als es noch keine Invalidenversicherung und keine AHV gab, sorgte er mit Hilfe eines Vereins für die Bereitstellung finanzieller Mittel. In späteren Jahren setzte er sein Verständnis von sozialer Therapie um, indem er in Verbindung mit der Pro Infirmis und dem Verein für Alkoholgefährdete eine eigene Fürsorgestelle schuf, deren Präsidium er übernahm. Der Vorbeugung psychischer Erkrankungen bei Jugendlichen galt sein besonderes Interesse: In Zusammenarbeit mit der Erziehungs- und der Sanitätsdirektion baute er die sogenannte Ärztliche Erziehungsberatungsstelle Baselland auf, die seit 1942 Eltern, Erziehern, Ärzten und Fürsorgestellen zur Verfügung stand. Deren Sprechstunde in Liestal und Binningen betreute er während vieler Jahre selbst; später übergab er diese Aufgabe seinem jeweiligen Oberarzt. Neben der Erziehungsberatungsstelle gab es von Anfang an eine Beobachtungsstation, wo erkrankte Kinder abgeklärt wurden – zuerst im klimatisch günstig gelegenen Langenbruck, später in einem Neubau am Erzenberg bei Liestal. | ||
Daneben war Stutz erster und langjähriger Präsident der Gesellschaft für eine Basellandschaftliche Beratungsstelle für Alkoholgefährdete. Er war zudem langjähriges Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie, 1934 bis 1937 als deren Vizepräsident. 1936 bis 1956 setzte er sich als Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Anstaltsdirektoren der schweizerischen psychiatrischen Anstalten für die Verbesserung der Ausbildung des Pflegepersonals und für Reformen im Heilanstaltswesen ein. Als Mitglied der Kommission für Krankenpflege des Schweizerischen Roten Kreuzes war er ein wichtiges Verbindungsglied zwischen dem Roten Kreuz und den schweizerischen Psychiatrieorganisationen. Seit 1950 gehörte er dem Vorstand der Basellandschaftlichen Ärztegesellschaft an. | Daneben war Stutz erster und langjähriger Präsident der Gesellschaft für eine Basellandschaftliche Beratungsstelle für Alkoholgefährdete. Er war zudem langjähriges Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie, 1934 bis 1937 als deren Vizepräsident. 1936 bis 1956 setzte er sich als Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Anstaltsdirektoren der schweizerischen psychiatrischen Anstalten für die Verbesserung der Ausbildung des Pflegepersonals und für Reformen im Heilanstaltswesen ein. Als Mitglied der Kommission für Krankenpflege des Schweizerischen Roten Kreuzes war er ein wichtiges Verbindungsglied zwischen dem Roten Kreuz und den schweizerischen Psychiatrieorganisationen. Seit 1950 gehörte er dem Vorstand der Basellandschaftlichen Ärztegesellschaft an. |
* 27.04.1897 in Pratteln
– † 03.04.1961 in Liestal
Beruf: Arzt, Psychiater, Chefarzt der Psychiatrischen Klinik Hasenbühl Liestal
Voller Name: Gustav Georg Stutz
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Sohn des Jakob Friedrich Stutz (Bahnhofvorstand) und der Maria, geborene Willimann. Heirat mit Adelheid Sophie Senn. Georg Stutz besuchte die Schulen in Pratteln, Liestal und Basel und bestand 1915 in Basel die Matura. Sein anschliessendes Medizinstudium in Basel, Genf und Zürich schloss er 1922 in Zürich mit dem Doktorat ab. Es folgten Assistenzjahre in verschiedenen Kliniken, unter anderem bei seinem Bruder, der als Chefarzt am Sanatorium Allerheiligen (SO) tätig war, und in der Heilanstalt Rheinau (ZH). Stutz wandte sich zunehmend der Psychiatrie zu, ohne jedoch das Interesse an der somatischen Medizin zu verlieren. Noch keine dreissig Jahre alt, wurde er Oberarzt an der Psychiatrischen Poliklinik Friedmatt in Basel und übernahm 1926 deren interimistische Leitung.
1932 wurde er zum Chefarzt und Leiter der Psychiatrischen Klinik Hasenbühl in Liestal berufen, an deren Neubau Stutz massgeblich beteiligt war. Die neue Heil- und Pflegeanstalt wurde am 1. Juni 1934 eingeweiht und dem Betrieb übergeben. Stutz war bemüht, in seiner Klinik moderne, humanere Behandlungsarten einzuführen. Dementsprechend baute er Insulin-, Schlaf-, Dämmer-, Elektro- und Beschäftigungstherapien sowie psychopharmakologische und psychoanalytische Verfahren in den Behandlungsplan ein. Sein Ziel war es, die Patienten nach Möglichkeit wieder in die Gesellschaft zu integrieren. In diesem Sinne entfaltete er eine Tätigkeit, die weit über sein eigentliches Kernaufgaben hinausging. Er verwirklichte mit der Organisation Familienpflege die Idee, Patienten mit guter Prognose in geeigneten Familien unterzubringen, wenn möglich in ihren eigenen. Zu Zeiten, als es noch keine Invalidenversicherung und keine AHV gab, sorgte er mit Hilfe eines Vereins für die Bereitstellung finanzieller Mittel. In späteren Jahren setzte er sein Verständnis von sozialer Therapie um, indem er in Verbindung mit der Pro Infirmis und dem Verein für Alkoholgefährdete eine eigene Fürsorgestelle schuf, deren Präsidium er übernahm. Der Vorbeugung psychischer Erkrankungen bei Jugendlichen galt sein besonderes Interesse: In Zusammenarbeit mit der Erziehungs- und der Sanitätsdirektion baute er die sogenannte Ärztliche Erziehungsberatungsstelle Baselland auf, die seit 1942 Eltern, Erziehern, Ärzten und Fürsorgestellen zur Verfügung stand. Deren Sprechstunde in Liestal und Binningen betreute er während vieler Jahre selbst; später übergab er diese Aufgabe seinem jeweiligen Oberarzt. Neben der Erziehungsberatungsstelle gab es von Anfang an eine Beobachtungsstation, wo erkrankte Kinder abgeklärt wurden – zuerst im klimatisch günstig gelegenen Langenbruck, später in einem Neubau am Erzenberg bei Liestal. Daneben war Stutz erster und langjähriger Präsident der Gesellschaft für eine Basellandschaftliche Beratungsstelle für Alkoholgefährdete. Er war zudem langjähriges Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie, 1934 bis 1937 als deren Vizepräsident. 1936 bis 1956 setzte er sich als Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Anstaltsdirektoren der schweizerischen psychiatrischen Anstalten für die Verbesserung der Ausbildung des Pflegepersonals und für Reformen im Heilanstaltswesen ein. Als Mitglied der Kommission für Krankenpflege des Schweizerischen Roten Kreuzes war er ein wichtiges Verbindungsglied zwischen dem Roten Kreuz und den schweizerischen Psychiatrieorganisationen. Seit 1950 gehörte er dem Vorstand der Basellandschaftlichen Ärztegesellschaft an.
Autor: Erwin Marti
Georg Stutz publizierte diverse Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften und zwischen 1932 und 1960 regelmässig in den «Jahresberichten der Kantonalen Krankenanstalten Baselland» sowie in den «Ärztlichen Jahresberichten» als Chefarzt der Heilanstalt Hasenbühl.
Tuberkulose und Dermographismus nebst Bemerkungen über das Verhältnis zwischen vasomotorischer Erregbarkeit und der Pirquet’schen Reaktion. Dissertation Universität Zürich, Zürich 1922.
Die «Irrenhäuser» müssen verschwinden! (Gespräch mit Georg Stutz). In: Der Schweizerische Beobachter, Nr. 13, (1944).
Tschudin, Arnold. In: Jahresbericht der kantonalen Krankenanstalten Baselland 1961, S. 41–47.
Gespräch mit Alfred Oberer, Liestal, 18.09.2010.
Dr. med. Georg Stutz-Senn. In: Basellandschaftliche Zeitung, 04.04.1961.