August Kern

* 02.03.1902 in Laufen – † 15.01.1996 in Basel
Beruf: Dokumentarfilmer, Regisseur, Produzent, Drehbuchautor, Kameramann, Filmverleiher, Chemiker
Heimatort: Laufen, ab 1960 Basel


Sohn des August Gustav Kern (Wirt und Förster) und der Pauline Josephine, geborene Burger. Erste Heirat 1929 mit Maria Steinegger († 1934/35). Zweite Heirat 1945 mit Maria Greyer.

August Kern besuchte das Realgymnasium in Bern und studierte danach am Technikum Burgdorf Chemie. Bereits 1919 machte der damals Siebzehnjährige im Komitee Pro Vorarlberg, das sich für den Anschluss Voralbergs an die Schweiz engagierte, erste Erfahrungen als Fotograf und Filmer. Nach dem Studium absolvierte Kern ein Volontariat als Kameramann bei der Eagle Film in Bern. 1921 gründete er zusammen mit Milton Ray Hartmann das Schweizer Schul- und Volkskino (SSVK), in dem er bis 1932 in diversen Funktionen tätig war. In dieser Zeit schrieb und produzierte Kern fünfzig Bildberichte und didaktische Filme. Die meisten seiner frühen Dokumentar- und Auftragsfilme wurden bei einem Brand zerstört. Als 1931 die Genossenschaft Filmdienst Bern (GEFI) gegründet wurde, übernahm Kern als Sekretär die Geschäftsleitung. Ziel der GEFI war es, staatlich finanzierte Spielfilme zu produzieren. Kern war von 1922 bis 1923 als Delegierter des Schweizerischen Roten Kreuzes in Südrussland und drehte dort den Dokumentarfilm «Die Geheimnisse der Kalmückensteppe», der in Berlin 1924 einen internationalen Filmpreis gewann. Für den ersten schweizerischen Ton-Bergfilm «Die Herrgotts-Grenadiere» von 1932 schrieb Kern das Drehbuch und war zudem Produzent. Kern konnte diesen Film dank seiner Kontakte zur Münchner Lichtspielkunst AG (Emelka) auch in Deutschland mit grossem Erfolg vermarkten. 1934 führte er beim Film «Weisse Majestät» zum ersten Mal Regie. Aus Protest gegen den Nationalsozialismus weigerte sich Kern, der deutschen Reichsfilmkammer beizutreten. Dies führte dazu, dass sein Name aus den deutschen Kopien des Filmes entfernt wurde. Kerns erste Frau sowie ein Freund starben bei einem Lawinenunglück während der Dreharbeiten zu «Die Weissen Teufel» 1934/35 auf dem Tschierva-Gletscher bei Pontresina. Darauf brach Kern die Dreharbeiten ab, der Film blieb unvollendet. 1938 musste die Nachfolgefirma der Emelka, die Bavaria Film AG, mit staatlicher Hilfe vor der Insolvenz gerettet werden. Der Einfluss des staatlichen Nationalsozialismus auf die Filminhalte der neugegründeten Bavaria Filmkunst GmbH veranlasste Kern, die Partnerschaft aufzukündigen. Während des Zweiten Weltkriegs drehte Kern im Auftrag der Geistigen Landesverteidigung die beiden Filme «S'Margritli und d'Soldate» (1941) und «Al canto del cucù» (1942). Beim Dreh 1941 musste Kern mit dem Eidgenössischen Militärdepartement (EMD) zusammenarbeiten. Die Kooperation wurde dadurch erschwert, dass Kern aufgrund von Mutmassungen über seine Zusammenarbeit mit der Bavaria Film AG vom EMD der Spionage verdächtigt wurde. Die Gerüchte wurden im Rahmen einer Untersuchung relativiert. Das EMD verbot dennoch die Ausfuhr des Filmes, da er ein zu «saloppes» Bild der Schweizer Armee darstelle. 1948 gründete Kern in Basel die Produktionsfirma Kern-Film, die er bis 1977 als Geschäftsführer leitete. Er wurde zum Spezialisten für Filme mit komplizierten Einstellungen und drehte erfolgreich wissenschaftlich-didaktische Dokumentarfilme, etwa den mehrfach ausgezeichneten Film «Geheimnis Leben» (1966). Zudem drehte er viele Auftragsfilme für Industrie, Verbände und Firmen, beispielsweise für die SBB. 1988 wurde Kern der Basellandschaftliche Filmpreis sowie der Kunstpreis der Stadt Basel verliehen.

Autorin: Manuela Nipp

Werk

Die Herrgotts-Grenadiere. Spielfilm (100 Minuten), 1932. Drehbuch und Produktion.

Die Weisse Majestät. Spielfilm (98 Minuten), 1934. Regie und Produktion.

Zyt isch Gält. Spielfilm (50 Minuten), 1935. Regie.

Die weissen Teufel. Spielfilm 1935/36 (unvollendet). Drehbuch, Regie und Produktion.

Wintersonne. Dokumentation (16 Minuten), 1936. Regie.

Zweimal Zwei am Tödi. Dokumentation. (23 Minuten), 1937. Regie.

Glückstreffer im Autopolster. (12 Minuten), 1937. Regie.

Schweizer Bergfibel. Dokumentation (22 Minuten), 1938. Regie.

Ein Abenteuer am Thunersee. Spielfilm (25 Minuten), 1938. Produktion, Drehbuch, Regie und Schnitt.

Alpenföhn. Dokumentation (16 Minuten), 1938. Produktion, Drehbuch, Regie und Schnitt.

Sonnige Jugend. Spielfilm (30 Minuten), 1939. Regie.

Margritli und d'Soldate. Spielfilm (101 Minuten), 1941. Regie.

Al canto del cucù. Spielfilm (107 Minuten), 1942. Regie, Drehbuch, Schnitt und Produktion.

Ferien nach Mass! Dokumentation (18 Minuten), 1962. Regie.

Geheimnis Leben. Dokumentation, 1966. Regie.

Literatur

Dumont, Hervé: Geschichte des Schweizer Films. Lausanne 1987, S. 133–136, 144–146, 281, 306–308.

Filmographie. URL: reto.ch/cgi-bin/filmo.pl?what=kern&where=director&start=1, Zugriff: 12.08.2014.

Gautier, Michael: Kern, August. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D9194.php, Zugriff: 25.06.2014.

Schneider, Jürg: Versiert in allen Metiers. Zum Tode des Schweizer Filmpioniers August Kern. In: Neue Zürcher Zeitung, 19.01.1996.

Archive

Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel, Biogr. Kern, August.

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