* 20.02.1914 in Prag
– † 18.10.1996 in Laufen
Beruf: Bankkaufmann, Künstler
Heimatort: Tschechoslowakei / Tschechien und Dittingen
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Sohn des Čeněk Pražák (Geschäftsmann) und der Marie, geborene Vins. Erste Heirat 1942 mit Božena Vlková (Scheidung 1951). Zweite Heirat 1953 mit Anna Mikotová. Ein Sohn.
Seit früher Kindheit betätigte sich Čeněk Pražák leidenschaftlich als Maler und Geigenspieler. Dennoch absolvierte er nach der Schule zunächst eine Lehre als Bankkaufmann. Erst 1930, als 26-Jähriger, nahm er erste Malstunden. Von 1936 bis 1938 leistete Pražák Militärdienst. Ab 1938 machte er eine Weiterbildung im Geigenspiel bei Spytihněv Šorm. 1942 lernte er Ladislav Bradáč kennen, der bis zu seinem Tod 1949 Pražáks Lehrer blieb. Pražák widmete sich zu Beginn der 1940er-Jahre ganz seiner künstlerischen Tätigkeit und wurde Mitglied im Künstlerbund Odborová Organisace. In den Wirren des Zweiten Weltkriegs ging jedoch ein grosser Teil seines Frühwerks verloren. 1942 heiratete er Božena Vlková. 1946 gründete er zusammen mit anderen Künstlern die Sozialistische bildende Front (SWF) in Prag. Die SWF organisierte Aktionen gegen den ‹akademischen Kitsch›. Pražák arbeitete als Buchillustrator für Prager Verlage. In dieser Zeit lernte er seine zweite Ehefrau Anna Mikotová kennen. Durch die Zerschlagung der Kulturszene und die Auflösung aller Verlage nach der kommunistischen Machtübernahme 1948/49 wurde Pražáks künstlerische Tätigkeit in Prag unmöglich. Zusammen mit Anna Mikotová zog er zuerst zum Schriftsteller Vladimír Neff nach Slapy bei Prag. 1950 kamen die beiden in Chouzavá ein Jahr lang beim Oberförster unter und arbeiteten im Wald. Nach der Trennung von seiner ersten Ehefrau 1951 arbeitet Pražák in einer Acetonfabrik und als Puppenmaler. Er heiratete Anna Mikotová 1953. 1954 wurde er wegen formalistischen Differenzen aus dem Tschechischen Künstlerbund ausgeschlossen. Ab 1960 war Pražák Mitglied der tschechischen Avantgarde-Gruppe Máj. Bis 1963 wechselten sich Anerkennung in Form von Ankäufen durch das Ministerium für Kultur mit empörten Reaktionen des kommunistischen Establishments auf seine Werke ab. 1964 fand seine erste Einzelausstellung in der Galerie am Karlsplatz in Prag statt, was zu seiner Wiederaufnahme in den Künstlerbund führte. Nach diversen Ausstellungen in der Tschechoslowakei und im Westen organisierte Pražák 1968 in Prag eine Ausstellung für die österreichische Künstlergruppe MÄRZ und lernte dabei die in Dittingen wohnhaften Bildhauer Alfred und Jacqueline Gruber kennen. 1969 emigrierte Pražák mit seiner Ehefrau via Österreich in die Schweiz. Sie liessen sich in Dittingen nieder. 1970 fand die erste Einzelausstellung in der Schweiz statt, 1971 realisierte Pražák seine erste Kunst-am-Bau-Arbeit im Feningerspital (heute Kantonsspital) Laufen. 1972 wurde er Mitglied der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten. Nach der Wende wurden Pražák und sein Werk 1992 mit einer Ausstellung in Prag und einer umfassenden Sendung des Tschechischen Fernsehens gewürdigt. Pražák wohnte und arbeitete bis zu seinem Lebensende 1996 in Dittingen.
Autorin: Kiki Lutz / Franziska Schürch / Isabel Koellreuter
1964 Galerie am Karlsplatz, Prag (CZ).
1966 Club Mánes, Prag, Grafische Blätter – Frottagen.
1966 Nationalmuseum Prag, Illustrationen zu Balzacs «Cousine Bette».
1966 Haus der Energetik, Prag, Grafik, Frottagen.
1968 Nová Síň, Prag.
1968 MÄRZ-Galerie, Linz (A).
1970 Galerie Riehentor, Basel.
1971 Herder-Verlag, Freiburg im Breisgau (D).
1973 Galerie P&P, Zug.
1974 Galerie Riehentor, Basel.
1974 Galerie Hortus, Kleinlützel.
1975 Galerie Hiendlmeier, Rosenheim (D).
1975 Ilkley Literature Festival Extra, Yorkshire (UK), Illustrationen zu Kafkas «Prozess».
1976 Galerie Trittligasse, Zürich.
1976 Galerie Brauerei-Chäller, Laufen.
1977 Galerie Prisma, Zürich.
1981 Galerie Scheidegger, Zürich.
1985 Galerie Forum, Murnau (D).
1986 Galerie Kaserne, Basel.
1949/50 «The Art of the Book Jacket», Victoria and Albert Museum, London, Wanderausstellung Europa und USA.
1954–1969 zahlreiche Gruppenausstellungen in der Tschechoslowakei, vor allem in Prag, darunter im Club Mánes 1962 und 1966, mit der Gruppe Máj 1960 und 1964 und im ersten und zweiten Prager Salon 1967 und 1969.
1966 Internationale Illustrations-Ausstellung, Leipzig (DDR).
1967 Ausstellungen in der MÄRZ-Galerie in Linz, in «Prager Künstler der Gruppe Máj» im Haus der Tagespresse in Kiel (D) und als Teil der Ausstellung «Tschechoslowakische Grafik» in der Fünf Länder-Ausstellung in Stettin (PL).
1968 Woche der tschechoslowakischen Kultur in Frankfurt am Main (D).
1969 «Prager Künstler», Galerie Riehentor, Basel, und «Artisti contemporanei di Praga», Museo Civico, Bologna.
1970 Art Gallery, Hull.
Nach 1970 war Pražák diverse Male an der ART Basel vertreten.
Chronik. In: Laufentaler Jahrbuch 1995, S. 122.
Dittingen. In: Laufentaler Museumshefte, Nr. 6 (1993), o. S.
Fringeli, Albin: Moderne Kunst im Laufner Stadtbild. In: ders. (Hg.): Laufen. Laufen 1986, S. 318 und 320.
Hof, Fritz: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. In: Fringeli, Albin (Hg.): Laufen. Laufen 1986, S. 343f.
Kunz, Anne: «Ohne innere Freiheit ist jede andere Freiheit Prothese». Ein Portrait des emigrierten tschechischen Künstlers Čeněk Pražák (1914–1996). In: Baselbieter Heimatbuch, Bd. 21 (1997), S. 151–160.
Lutz, Kiki: Pražák, Čeněk (1914–1996). In: Lexikon des Jura. URL: www.diju.ch/d/notices/detail/1000196/pr, Zugriff: 04.07.2014.
Matheson, John: Pražák. Alfortville 1989.
Prazak, Cenek. In: Künstlerverzeichnis der Schweiz 1980–1990. Frauenfeld 1991, S. 354.
Pražák, Čeněk. In: Lexikon der zeitgenössischen Schweizer Künstler. Frauenfeld 1981, S. 285.
Pražák, Čeněk. In: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz. URL: www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4005165, Zugriff: 07.12.2011.