* 24.06.1932 in Basel
– † 10.01.2013 in Allschwil
Beruf: Pianist, Komponist, Elektromaschinenzeichner
Heimatort: Basel
Voller Name: George Paul Gruntz
Konfession: römisch-katholisch
Sohn des Georges Gruntz (Geiger) und der Marie Louise, geborene Stöckli. Heirat 1955 mit Lilly Trudi Roth. Ein Sohn und eine Tochter (mit Renate Schroeter).
Georges Gruntz wuchs in Basel auf, wo er auch die Schulen besuchte. 1946 begann er eine Lehre als Elektromaschinenzeichner, die er 1951 mit Auszeichnung bestand. Danach arbeitete er in Baden bei der Firma Brown, Boveri & Cie. (heute Asea Brown Boveri ABB) als Konstrukteur. Gruntz’ musikalische Karriere begann 1938: Mit sechs Jahren erhielt er seinen ersten Klavierunterricht. Erste Begegnungen mit dem Jazz hatte er zusammen mit seinem Vater, der ihn an die Jazz-Matineen des Basler Cafés Java mitnahm. Weitere inspirierende Jazzerlebnisse hatte er 1948 in Paris. Danach gründete er in Basel mehrere Jazzformationen und nahm ab 1949 Klavierunterricht bei Eduard Henneberger an der Musikschule Basel. In Zürich besuchte er am Konservatorium Musiktheoriekurse. Als Mitglied der Flavio Ambrosetti All Stars hatte er 1955 seinen ersten Auftritt vor internationalem Publikum beim San Remo Jazzfestival. 1957 war er zwischenzeitlich Pianist im Basler Jazz-Café Atlantis. 1958 unternahm er mit der Newport International Band (NIB) in den USA eine Konzertreise und spielte mit Ikonen des Jazz wie Louis Armstrong, Miles Davis und John Coltrane. Von 1959 bis 1961 spielte Gruntz mit der NIB in ganz Europa. Zurück in der Schweiz, komponierte er 1961 für den Schweizer Filmemacher Hannes Schmidhauser zum ersten Mal Filmmusik. Gruntz beteiligte sich mit seinem damaligen Trio an der 1962 im Basler Fauteuil-Theater gegründeten Konzertreihe ‹Jazz at Midnight›. Bis 1962 arbeitete Gruntz neben seinen musikalischen Engagements bei einem Autohändler, ab 1963 wurde er Berufsmusiker: Er arbeitete als Pianist und Begleiter verschiedener Künstlerinnen und Künstler, spielte in unterschiedlichen Formationen im In- und Ausland und verfolgte eigene Projekte. Anlässlich der Expo 64 arbeitete er mit Rolf Liebermann zusammen und war Leader der Expo-Formation Swiss All Stars. In Basel führte er 1967 und 1974 Sticksland-Konzerte durch, in denen Jazzmusiker mit Basler Tambouren und Pfeiffern zusammenspielten. Beim Zürcher Jazzfestival trat er erstmals mit seiner eigenen Big Band, der The Formation The Band auf, die er gemeinsam mit Flavio und Franco Ambrosetti, Daniel Humair und Gerard Lüll gründete (ab 1978: The George Gruntz Concert Jazz Band). Es folgten jährliche Konzerttourneen und diverse Kompositionen und Engagements für verschiedenen Veranstaltungen, Orchester, Balletts sowie Aufträge fürs Fernsehen. Gruntz war von 1970 bis 1984 musikalischer Leiter am Schauspielhaus Zürich und von 1972 bis 1994 künstlerischer Leiter der Berliner Jazztage. Gruntz arbeitete mit nationalen und internationalen Jazzgrössen seiner Zeit zusammen. Zeitlebens orientierte er sich international: Er spielte in vielen verschiedenen Ländern und interessierte sich für verschiedene Musikkulturen. Sein Werk zeichnet sich denn auch durch den Dialog zwischen verschiedenen Musikstilen und -traditionen aus: So liess er zum Beispiel sowohl klassische als auch volksmusikalische Elemente in seine Kompositionen einfliessen. Für sein Wirken wurde er mit zahlreichen Preisen geehrt. 1990 erhielt Gruntz unter anderem den Kulturpreis des Kantons Basel-Landschaft und 1995 das Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Autorin: Manuela Nipp
Jazz. Improvisation und Kreativität. St. Gallen 1985.
«Als weisser Neger geboren». Ein Leben für den Jazz. Frankfurt 2002.
Mental Cruelty. Filmmusik. Hannes Schmidhauser Production 1960.
Jazz Goes Baroque. Longplayer. Nach einer Idee des Produzenten Siegfried E. Loch 1964.
Les Echanges. Symphonie, Jazzversion der Komposition für 156 Maschinen von Rolf Liebermann. Philips 1964.
Noon In Tunisia. Longplayer. Basierend auf der Komposition «Maghreb Cantata». MPS-BASF 1967.
From Sticksland With Love. Live-Aufnahme aus dem Stadttheater Basel. MPS-BASF 1967.
Der Steppenwolf. Filmmusik. 1974.
Cosmopolitan Greetings. Jazz-Oper. Hamburg 1988.
The Holy Grail of Jazz and Joy. Oratorium. ECM Records 1983. Uraufführung im Steirischen Herbst 1985.
The George Gruntz Concert Jazz Band – Liebermann. Live vom JazzFest Berlin. TCB Records 1999.
The Magic Of A Flute. (Uraufführung am Yehudi-Menuhin-Festival in Gstaad) 2003.
Diverse Konzertaufnahmen der George Gruntz Concert Jazz Band.
Auszeichnung bester Schweizer Solopianist, Zürcher Amateur-Jazzfestival, 1954.
«Ehrespalebärglemer», Basel, 1986.
Kulturpreis des Kantons Basel-Landschaft, 1990.
Verdienstkreuz Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland, 1995.
Kulturpreis der Gemeinde Allschwil, 2003.
Bernays, Ueli: Zum Tode von George Gruntz. Künstler, Kapitän und Brückenbauer. In: Neue Zürcher Zeitung, 12.01.2013. URL: www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/pop_jazz/zum-tode-von-george-gruntz-kuenstler-kapitaen-und-brueckenbauer-1.17935807, Zugriff: 03.10.2014.
Biografie. In: Website George Gruntz. URL: www.georgegruntz.com/index.php?option=com_k2&view=itemlist&layout=category&task=category&id=1&Itemid=251&lang=en, Zugriff: 23.09.2014.
Brufiler, Armin et al. (Hg.): 80 Jahre George Gruntz. Spezialausgabe Jazz’n’more. Das Schweizer Jazz & Blues Magazin. Zürich 2012.
Nager, Franz-Xaver: Gruntz, George. In: Historisches Lexikon der Schweiz. URL: www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D20594.php, Zugriff: 22.09.2014.
Rentsch, Christian: George Gruntz. Der Basler Pianist, Komponist und Bandleader starb am 10. Januar im Alter von 80 Jahren in Allschwil. In: Jazz’n’more. Das Schweizer Jazz & Blues Magazin, H. 2, Zürich 2013, S. 32f.
Rentsch, Christian: George Gruntz: «Es gibt noch viel Neues zu entdecken». In: Jazz’n’more. Das Schweizer Jazz & Blues Magazin, H. 3, Zürich 2007, S. 16–18.
Rüedi, Peter: Der «Renaissance Man». In: Die Weltwoche, Nr. 3 (2013). URL: www.weltwoche.ch/ausgaben/2013-03/jazz-der-renaissance-man-die-weltwoche-ausgabe-032013.html, Zugriff: 01.10.2014.