* 10.03.1907 in Liestal
– † 02.03.1991 in Liestal
Beruf: Arzt, Chefarzt Kantonsspital Liestal, Kantonsarzt
Heimatort: Zunzgen
Konfession: reformiert
Sohn des Martin Scholer (Fabrikant) und der Louise, geborene Oberer. Heirat 1939 mit Hedwig Seiler. Drei Kinder.
Hans Scholer wuchs als ältestes von vier Kindern in Lausen auf, wo seine Eltern in einem kleinen Fabrikgebäude neben dem Wohnhaus eine Seiden-Winderei und -Zettlerei betrieben. Von 1913 bis 1919 besuchte Scholer die Primarschule in Lausen, danach die Bezirksschule in Liestal und die Obere Realschule in Basel, die er 1925 mit der Matura abschloss. Von 1925 bis 1931 studierte er an den Universitäten Basel und Berlin Medizin. Im Frühling 1931 schloss Scholer sein Studium mit dem Staatsexamen in Basel ab. 1933 promovierte er mit einer Arbeit über die lokale Anaphylaxie verschiedener Organe. Scholer bildete sich danach bis 1938 am Hygienischen und Bakteriologischen Institut sowie an der Medizinischen Universitätsklinik in Basel, an der Dermatologischen Universitätsklinik Zürich, an der Medizinischen Universitätspoliklinik sowie an der Universitätskinderklinik in Basel weiter. 1938 eröffnete er am Bahnhofplatz in Liestal die erste Praxis für Innere Medizin im Kanton Basel-Landschaft. Seinen Schwerpunkt legte er auf die Labor- und Röntgen-Diagnostik und führte gleichzeitig seine wissenschaftlichen Studien weiter. Scholer leistete Pionierarbeit im Bereich der Diagnostik, indem er die neusten Erkenntnisse in seine Praxis integrierte und die Ergebnisse seiner Arbeit in medizinisch-wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichte. Scholer war auch Konsiliararzt für Innere Medizin am Kantonsspital Liestal und Waffenplatzarzt. Scholer leistete während des Zweiten Weltkriegs als Hauptmann Aktivdienst. Er gehörte 1940 zu den Mitunterzeichnern der ‹Eingabe der 200›. Er hatte die an den Bundesrat gerichtete Petition, in welcher die Wahrung der Neutralität aber auch eine verstärkte Anpassung der Presse an das nationalsozialistische Deutschland sowie die Ausweisung des Völkerbundes aus der Schweiz gefordert wurde, zum Zeitpunkt seiner Unterschrift als einen für das Überleben der Schweiz zweckdienlichen Vorstoss erachtet. Nachträglich bedauerte er seine Unterschrift, die er aufgrund ihm damals nicht bekannter Tatsachen und Zusammenhänge gegeben hatte. Als er 1966 für eine Professur an der Medizinischen Fakultät der Universität Basel vorgeschlagen wurde, führte seine Unterschrift zu einer Kontroverse in den regionalen Medien. Die Berufung erfolgte schliesslich nicht – einerseits aufgrund der Debatten und andererseits wegen seines Verzichts auf den Lehrstuhl: Er war seit 1954 erster Chefarzt für Innere Medizin an der kantonalen Krankenanstalt in Liestal, dem späteren Kantonsspital Liestal, und von der Regierung beauftragt, den Aufbau der Medizinischen Klinik an die Hand zu nehmen. In der Folge etablierte sich die Medizinische Klinik als modernes, regionales Diagnose- und Behandlungszentrum in Innerer Medizin, das auch Gruppenunterricht für Medizinstudentinnen und -studenten erteilte.
Neben seiner Arbeit am Kantonsspital Liestal wirkte Scholer auch als Kantonsarzt. Dabei war er unter anderem für die Einführung der BCG/Tuberkulose-Schutzimpfung im Kanton Basel-Landschaft sowie für die schweizweit erste kantonale Impfaktion gegen Kinderlähmung zuständig. Ende 1977 trat Scholer in den Ruhestand. Im Militär war er zuletzt Oberstleutnant in der Funktion eines Sanitätsdienstchefs der Grenzbrigade 5.
Autorin: Manuela Nipp
Insgesamt veröffentlichte Scholer rund 70 Arbeiten als Erst- oder Co-Autor, den grössten Teil seiner Publikationen entstand während seiner Zeit als Chefarzt für Innere Medizin in Liestal von 1954–1977.
Vergleichende Untersuchungen über die lokale Anaphylaxie verschiedener Organe. In: Zeitschrift für Immunitätsforschung und experimentelle Therapie, Bd. 79, Jena 1933, S. 100–109.
Isolierung einer Pseudospirochäte aus dem strömenden Blut bei einer rückfallfieberartigen Erkrankung. In: Klinische Wochenschrift, Jg. 14, Nr. 10 (1935), S. 333–338.
Einige aktuelle Fragen aus dem Gebiet der Tuberkulose und ihrer Bekämpfung. Vortrag gehalten vor der Delegiertenversammlung der Basellandschaftlichen Liga gegen die Tuberkulose am 1. Juli 1945. In: Gegen die Tuberkulose. Beilage zum Bulletin des Eidgenössischen Gesundheitsamtes, Nr. 7–8, Bern 1945, S. 77–101.
Wesen und Bedeutung klinischer haemodynamischer Untersuchungen. In: Bulletin der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften, Bd. 11, Basel 1955, S. 39–70.
Die Bewegung des Sauerstoffs und der Kohlensäure zwischen Alveole und Gewebe und die Möglichkeiten klinischer Oxymetrie. In: Helvetica Medica Acta, Bd. 23/2, Basel 1956, S. 128–184.
Die Grundlagen klinischer Diagnostik in der Kreislaufpathologie. In: Zeitschrift für Kreislaufforschung, Bd. 47, H. 17/18 (1958), S. 830–861.
Beurteilung der Unschädlichkeit und Wirksamkeit der Sabin’schen Viren bei Massenimpfungen im Kanton Basel-Land. In: Schweizerische Medizinische Wochenschrift, 93. Jg., Nr. 11 (1963), S. 421–427.
Fundamental Considerations on Blood Volume. Physiological and Clinical Aspects. In: American Heart Journal, Bd. 69, H. 5 (1965), S. 701–712.
Auskunft von Dr. med. Dieter Scholer, Sohn Hans Scholers.
Zum Hinschied von Dr. med. Hans Scholer. In: Basellandschaftliche Zeitung, 08.03.1991.
Zum Hinschied von Dr. med. Hans Scholer. In: Volksstimme, 08.03.1991.
Dezember 1977. In: Chronik des Kantons Basel-Landschaft. URL: www.baselland.ch/dez1977-htm.290190.0.html, Zugriff: 26.08.2014.
Oktober 1954. In: Chronik des Kantons Basel-Landschaft. URL: www.baselland.ch/okt1954-htm.292014.0.html, Zugriff: 26.08.2014.