* 10.08.1809 in Unterseen
– † 15.02.1885 in Utzenstorf
Beruf: Theologe
Amt: Staatsschreiber, Nationalrat
Heimatort: Bern
Konfession: reformiert
Sohn des Josua Sigismund Weyermann (Notar) und der Katharina, geborene Walthard. Heirat mit Julie Widmeyer. Vier Töchter, vier Söhne.
Albrecht Weyermann besuchte die Schulen im Waisenhaus in Bern. Danach studierte er von 1826 bis 1832 Theologie an der Berner Akademie, einer Vorläuferin der heutigen Universität Bern. Von 1832 bis 1842 war er Pfarrer in Binningen. Als überzeugter Radikaler kämpfte er 1833 während der Trennungswirren auf Seiten der Landschäftler an der Hülftenschanze gegen die Truppen aus der Stadt. Zu dieser Zeit hielt sich auch der Revolutionär Georg Herwegh in Binningen auf und Weyermann traf sich mit ihm und anderen Oppositionellen im Gasthof Neubad. In Binningen bildete sich eine Opposition gegen den Pfarrer, der seiner radikalen Überzeugung sowohl in Wort als auch Tat Ausdruck verlieh und in den patriotischen Vereinen an vorderster Front tätig war, sich auf der Kegelbahn aufhielt und Berner Dialekt sprach. Man warf ihm vor, die Binninger nicht zu kennen, nicht zu grüssen und keine Besuche zu machen. Zudem wandte sich Weyermann gegen die frühe Konfirmation nach der Schulentlassung, so dass einige Eltern, ihre Kinder in Basel konfirmieren liessen. Die Binninger Jugend jedoch bedauerte seinen Abgang 1842.
Weyermann übernahm bis 1846 die Gemeinde in Gsteig bei Interlaken. Dort wurde er zu einem der einflussreichsten Akteure des liberalen Berner Oberlands. Er beteiligte sich am Zweiten Freischarenzug von 1845, einer antiklerikalen Bewegung, welche die konservative Luzerner Regierung zu stürzen versuchte, nachdem diese Jesuiten an die höheren Schulen berufen hatte. 1846 wurde Weyermann in den bernischen Verfassungsrat gewählt und als Berner Staatsschreiber engagiert, 1848 arbeitete er zudem auch als Bundeskanzler: Beide Aufgaben nahm er bis 1850 wahr. Danach gründete er zusammen mit Friedrich Seiler eine Parkettfabrik in Interlaken, die er von 1851 bis 1870 als Direktor leitete. Daneben war er auch Mitarbeiter bei der «Berner Zeitung». Politisch blieb er aktiv: 1850 wurde er als Freund des späteren Bundesrats Jakob Stämpfli Sekretär des Berner Volksvereins, einem Zusammenschluss der radikalen Kräfte des Kantons. Im Jahr 1851 wurde er Berner Grossrat (bis 1854) und Nationalrat (bis 1857) und 1852 setzte er sich für die Abberufung der Konservativen Berner Regierung ein. 1870 nahm er wieder eine Pfarrstelle in Utzenstorf an, wo er bis zu seinem Tod 1885 blieb.
Autorin: Manuela Nipp
Antrittspredigt über «Der ist nicht stark, der in der Noth nicht fest ist», Spr. Sal. 24, 10. Gehalten am 8. Juni 1845 nach seiner auf den Freischaarenzug erfolgten Amtseinstellung durch A. Weyermann. Bern 1845.
Predigt gehalten bei der Eröffnung des Verfassungsrathes den 18. März 1846 in der Heiligen Geistkirche zu Bern: Matth. VII, 24, 25. Bern 1846.
Über Glaubensfreiheit und Priesterherrschaft. Bern 1846.
Die Zeller’sche Religionsgefahr im Kanton. Bern 1847.
Projet de loi sur le paupérisme délibéré par le Conseil-Exécutif. Mit Alex Funk. Bern 1847.
Proklamation des Regierungsraths: Der Regierungsrath des Cantons Bern an das bernische Volk, reformierte Confession, Handschrift zum Zellerstreit im Kanton Bern. Bern 1847.
Bühler, Hans: Die ersten Geistlichen nach der Kantonstrennung. In: Scarpatetti, Beat von et al. (Hg.): Binningen – die Geschichte. Liestal 2004, S. 312f.
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