Charlotte Weber

* 06.08.1912 in Olten – † 26.02.2000 in Zürich
Beruf: Pädagogin, Musikerin, Journalistin
Amt: Flüchtlingsbetreuerin im Kanton Basel-Landschaft


WeberC1912.tif
Charlotte Weber


Tochter des Adolf Weber (Bauingenieur) und der Elsa, geborene Weber. Eine Tochter.

Charlotte Weber wurde 1912 in Olten geboren. Von 1917 bis 1926 lebte sie mit ihrer Familie in Spanien. Nach 1927 war sie in Zürich ansässig. Ihre Matura schloss sie 1931 an der Höheren Töchterschule Zürich ab und erlangte das Primarlehrerdiplom 1932 an der Universität Zürich mit der Arbeit «Ursachen der Kinderversorgung. Eine Untersuchung auf Grund der Versorgungsfälle der Fürsorgedirektion des Kantons Bern». Danach studierte sie Musik in Bern und Zürich, arbeitete als Journalistin und reiste nach Frankreich, Italien und Spanien. Im Jahr 1942 begann Weber ihre Flüchtlingsarbeit zunächst als Hilfsleiterin, dann als Leiterin des Fraueninterniertenheims Bienenberg bei Liestal, einem ehemaligen Bad und Kurhotel. Das Heim konnte während des Zweiten Weltkriegs bis zu 150 jüdische Frauen und Kinder aufnehmen. Weber erlaubte den Frauen, ihre in den benachbarten Lagern in Arisdorf oder in Bad Schauenburg untergebrachten Männer zu besuchen. Sie leitete sogar die Versetzung der Männer in die Nähe ein. Sie gewährte den Frauen auch Ausgang und Theaterbesuche sowie die eigene Gestaltung ihrer Zimmer. Zudem widersetzte sie sich der Lagerärztin. Deshalb wurde sie 1944 von der Zentralleitung strafversetzt. Von 1944 bis 1945 gründete und leitete Weber ein Berufsschullager für Flüchtlingsmädchen auf Schloss Hilfikon im Aargau. Hier ermöglichte Weber den Mädchen, für die zunächste keine Berufsbildung vorgehsehen war, eine Lehre. Ab August 1945 leitete Weber für das Schweizerische Rote Kreuz das Kinderheim Felsenegg auf dem Zugerberg. 1946 übernahm sie die Leitung des Heimes für kriegsgeschädigte spanische und französische Kinder in St. Jean-de-Luz. In Frankreich blieb sie bis 1952, ab 1947 arbeitete sie für die dortige Jugend-Alijah, die Kinder und Jugendliche für die Auswanderung nach Israel vorbereitete. 1953 kehrte sie nach Zürich zurück und arbeitete bis zu ihrer Pensionierung als Lehrerin an Volksschulen.

Autorin: Manuela Nipp

Inhaltsverzeichnis

Werke

Ursachen der Kinderversorgung. Eine Untersuchung auf Grund der Versorgungsfälle der Fürsorgedirektion des Kantons Bern. In: Mitteilungen des Statistischen Bureaus des Kantons Bern. Neue Folge, Nr. 29, Diss. rer. pol. Bern, Bern 1950.

Gegen den Strom der Finsternis: als Betreuerin in Schweizer Flüchtlingsheimen 1942–1945, Zürich 1994.

Literatur

Lerf, Madeleine: «Buchenwaldkinder» – eine Schweizer Hilfsaktion. Humanitäres Engagement, politisches Kalkül und individuelle Erfahrung. Zürich 2010.

Leuenberger, Martin: Rezension von «Gegen den Strom der Finsternis». In: Traverse, Nr. 1 (1995), S. 163–165. URL: www.chronos-verlag.ch/php/book_latest-new.php?book=978-3-905311-31-0&type=Pressestimmen, Zugriff: 12.02.2014.

Schmidlin, Antonia: Der Bienenberg bei Liestal. Charlotte Weber und das Lager für Flüchtlingsfrauen. In: Haumann, Heiko et al.: Orte der Erinnerung. Menschen und Schauplätze in der Grenzregion Basel 1933–1945. Basel 2008, S. 177–182.

Archive

Archiv für Zeitgeschichte, Zürich, Nachlass Charlotte Weber.

Bild

Bild aus Gegen den Strom der Finsternis: als Betreuerin in Schweizer Flüchtlingsheimen 1942-1945, Zürich 1994.

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