* ..1453
– † ..1491 in Solothurn
Beruf: Erster Vogt der Herrschaft Zwingen, im Sold der Stadt Basel während der Burgunderkriege
Konfession: römisch-katholisch
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Sohn des Rudolf von Neuenstein (Basler Rittergeschlecht).
Von 1461 bis 1464 war Veltin von Neuenstein unter Fürstbischof Johann von Venningen erster Vogt der Herrschaft Zwingen mit Wohnsitz auf Schloss Zwingen. 1465 wurde er als Vogt auf dem von Solothurn besetzten Schloss Angenstein erwähnt. Sein Verhalten in dieser Stellung veranlasste die Stadt Basel, von Solothurn den Schutz der Strassen vor seinen Übergriffen zu fordern. Als Solothurn die Feste Angenstein wieder verlor, zog von Neuenstein nach Wahlen auf den alten Familiensitz Burg Neuenstein, das er von der Familie Bärenfels zurückkaufen konnte. Aus finanzieller Not trat Neuenstein 1473 in den Sold der Stadt Basel und beteiligte sich an den Burgunderkriegen. Er kämpfte für die mit den Eidgenossen und den Österreichern verbündete Niedere Vereinigung (Reichsstädte Strassburg, Basel, Colmar und Schlettstadt) in der Schlacht von Héricourt. Kurz danach war er an den Kämpfen gegen die Belagerung der Stadt Neuss durch den Herzog von Burgund beteiligt. Nach dessen Rückzug plünderten die Basler die Gegend und Neuenstein kehrte mit reicher Beute auf seine Burg zurück. Als Burgund am 15. Juni 1476 Murten belagerte, kommandierte er die Reiter («die Reisigen»). Neuenstein soll den Grafen von Thierstein beraten und anschliessend den Schlachtenplan entworfen haben, der zum Sieg führte. Als die Basler heimkehrten, blieb Neuenstein als Befehlshaber eines kleinen Fusstrupps mit den Eidgenossen zurück und zog gegen Savoyen. Für seine Tapferkeit in der Schlacht bei Nancy, die Karl den Kühnen am 5. Januar 1477 das Leben gekostet hatte, erhielt Neuenstein den Ritterschlag von Herzog Renatus von Lothringen. Im selben Jahr löste Neuenstein sein Dienstverhältnis mit der Stadt Basel auf. 1483 erneuerte er das von seinem Vater erworbene Burgrecht mit Solothurn und überliess der Stadt Basel Burg Neuenstein als offenes Haus. Bald darauf kam es zu Spannungen mit dem Bischof von Basel, Kaspar zu Rhein. Neuenstein hatte den Vogt von Zwingen, Hans Heinrich Ullin von Delsberg, auf offener Strasse entführt und in Pfeffingen gefangen gesetzt. Der Bischof wandte sich an die eidgenössischen Orte, die 1484 zwischen Solothurn und dem Fürstbistum Basel vermittelten. Daraufhin wurde die Fehde des Neuensteiners mit dem Bischof offiziell eingestellt, doch blieb der Gefangene noch lange in Pfeffingen sitzen und die Feindseligkeiten setzten sich in der sogenannten Kappeler-‐Fehde fort: Zusammen mit den Gebrüdern Kappeler von Zwingen und den Brüdern Ludi aus Wahlen überfiel Neuenstein Dörfer, raubte, plünderte, brandschatzte und mordete. Im Jahr 1490 ermordete die Bande den Vogt von Zwingen, später verwüstete und plünderte sie Schloss Zwingen. Die eidgenössische Tagsatzung musste sich mehrmals mit der Angelegenheit befassen und erlaubte dem Bischof schliesslich, die gewalttätige Bande auch auf eidgenössischem Gebiet zu verfolgen. Einige der Bandenmitglieder wurden 1492 gefasst und in Zwingen hingerichtet. Neuenstein war dieser Schmach durch seinen Tod im Jahr zuvor in Solothurn entgangen.
Autorin: Manuela Nipp
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